Mit dem letzten Album „The Flood Inside“ scheint die große Zeit von LONG DISTANCE CALLING zu Ende gegangen zu sein. Unter deutlich vermehrtem Einsatz von Gesang wurden aus den ehemals fast ausschließlich instrumentalen hypnotischen Klein-Epen relativ gewöhnliche Alternative Rock-Songs mit konventionellem Aufbau. „Trips“ setzt diese Entwicklung größtenteils leider fort. Mag der instrumentale Opener „Getaway“ mit seinem an „Miami Vice“ erinnernden 80er Einschlag immerhin noch überraschen, kehrt schon mit dem folgenden 90s-mäßigen Alternative Rocker „Reconnect“ und dem balladesken „Rewind“ Langeweile ein. Erst das instrumentale „Trauma“ mit seiner Kombination aus einem harten Riff und wunderbar fließenden Momenten lässt einen wieder an die alten Glanzzeiten der Münsteraner denken. Auch das ebenfalls instrumentale „Momentum“ hat einige schöne sphärische Parts, und besonders das Gitarren-Solo-Finale verursacht geradezu Gänsehaut. Einen ähnlich tollen Schlussteil hat das knapp siebenminütige „Plans“, die ersten dreieinhalb Minuten kann man sich allerdings sparen.

Leider gibt es auf „Trips“ aber eben auch viel Belangloses zu hören. Daran nicht unschuldig ist sicher auch der glatte, etwas seelenlose Gesang von Neuzugang Petter Carlsen, der den „The Flood Inside“-Sänger Martin Fischer ersetzt hat. Einen großen Unterschied kann man aber gar nicht mal ausmachen, beide sind bestimmt technisch extrem versierte Sänger, denen nur leider jede persönliche Note fehlt. Gut, mit dem zwölfeinhalbminütigen „Flux“ wollen es LONG DISTANCE CALLING ganz am Ende dann doch noch einmal wissen. Dieses Schmuckstück von einem Song bietet endlich mal tatsächlich einen Trip – durch Melodien, Sounds und Stimmungen. Dabei bleibt es immer dynamisch und auch in seinen ruhigen Momenten intensiv und endet mit einem großartigen Douglas Adams-Zitat:

If the universe came to an end every time there was some uncertainty about what had happened in it, it would never have gone beyond the first picosecond. And many of course don't. It's like a human body, you see. A few cuts and bruises here and there don't hurt it. Not even major surgery if it's done properly. Paradoxes are just the scar tissue. Time and space heal themselves up around them and people simply remember a version of events which makes as much sense as they require it to make.  

Dieser höchst atmosphärische musikalische Ritt macht einiges auf dem Album wieder wett. Nichts gegen musikalische Veränderungen – aber was soll man machen, wenn der Großteil des neuen Materials nicht überzeugt und die Songs die besten sind, die nach den älteren Alben klingen.

 

Trips


Cover - Trips Band:

Long Distance Calling


Genre: Alternative
Tracks: 9
Länge: 48:53 (CD)
Label: Inside Out
Vertrieb: Sony