Review:

Urban Legends

(Liquid Horizon)

TIPP
Kaum zu glauben, dass es sich bei "Urban Legends", der aktuellen Scheibe von LIQUID HORIZON, tatsächlich um "Amateuraufnahmen" handeln soll, denn hier ist jeder Fan von hochwertigem melodischen Prog Metal absolut bestens aufgehoben. Auch die äußere "Verpackung" mit dem leicht futuristischen Frontcover mit einer sehr adretten, langbeinigen relativ spärlich bekleideten Lady, ist absolut gelungen. Die Heppenheimer Formation hat nach zwei EP's hier jetzt ihr erstes Full Length Album abgeliefert und hat sich, was die gebotene musikalische Qualität angeht, eindeutig für höhere Aufgaben empfohlen. Als kleine, wenn auch nicht zu 100 Prozent stimmige Orientierung (da der Proganteil hier doch etwas weniger stark ist) fallen mir spontan die Briten von THRESHOLD ein.

Schon die Vorgänger-EP "Zen Garden" war bereits nicht von schlechten Eltern, wenn auch vielleicht eine Ecke zu brav bzw. etwas zu zurückhaltend mit häufigen Wiederholungen. Aber auf "Urban Legends" zeigt sich der Vierer in allen Bereichen deutlich hörbar reifer und verbessert, der Sound mit diesen wuchtig, düsteren aber auch groovigen Riffs kommt fett aus den Boxen. Die stellenweise stark sphärischen Keyboards von Michael Heck passen hervorragend zu den melodischen Vocals, die von einer kraftvoller Stimme meistens in bester Shoutermanier vorgetragen werden. LIQUID HORIZON klingen im Vergleich zum Vorgänger jetzt viel mehr nach packendem Heavy Metal, technisch versiert aber ohne jede künstliche Komplexität. Die Tracks sind vielschichtig und regen trotz präsenter aber nicht dominierender Progeinflüsse gleichzeitig zum verstärkten Mattenkreisen an. Die immer mal wieder eingebauten virtuosen Tasteneinlagen sowie furiose Gitarrensolos verstärken dies sogar noch positiv. In Punkto Songwriting sowie Arrangements bietet die Band genügend Abwechslung, es gibt auch ruhigere Momente oder epische Passagen bestes Beispiel "Forever", hier zeigt Sänger Oliver Kilthau (ex-SAVAGE HEART), daß er auch gefühlvoll akzentuiert singen kann. Die grundsätzlich sehr eingängigen Hooks wirken zu keinem Zeitpunkt zu gewollt sondern bieten genügend Klasse, um einen Song sich noch weiter entfalten zu lassen. Die Band erzählt textlich recht unterhaltsam ihre "Urban Legends" eine Ansammlung moderner Großstadtmythen bzw. skurile Anekdoten wie z.B. die Story eines Typen, der fünf Tage tot an seinem Schreibtisch gesessen haben soll, ohne dass es seinen Kollegen auffiel. Die klare Produktion hat trotz aller klanglicher Vielfalt noch genügend Power, das bandeigene Profil wurde weiter verfeinert und der Mix aus härteren und eher getrageneren Songs ist stimmig. Hut ab Jungs, vor diesem in absoluter Eigenregie produzierten Werk, da können sich manche gesignten Bands noch was abschauen. Meine Highlights auf "Urban Legends" sind auf jeden Fall die beiden Kracher "All Cost" und "Walk On Water" oder die unheimlich catchige und heimliche Single des Albums "Superstar".

Also liebe Labels schenkt euch diese größtenteils überflüssigen 80er Jahre Re-Releases von beinahe allen Bands, die damals geradeaus laufen konnten und entscheidet euch stattdessen lieber für eine talentierte neue Formation wie LIQUID HORIZON.

Urban Legends


Cover - Urban Legends Band:

Liquid Horizon


Genre: Melodic Metal
Tracks: 9
Länge: 46:27 (CD)
Label: .
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