Dass eine AOR- bzw. Melodic Rock-Band ein Konzeptalbum veröffentlicht, ist eher selten. LIONHEART haben sich genau das für ihr viertes Studiowerk "The Grace Of A Dragonfly" vorgenommen. Thematisch steht der Zweite Weltkrieg im Mittelpunkt. Dieses Menschheitsverbrechen und, bis dato, letzter Weltenbrand beschweren selbstredend zumindest textlich das Album. Musikalisch hingegen bleiben LIONHEART ihrer Linie treu, auch wenn es zuweilen etwas bewölkter und dramatischer zu Werke geht.
"Declaration", also die Kriegserklärung, startet das Album; das unheilvoll klingende Keyboard wird dieser ganzen Tragik gerecht, während der starke Refrain durchaus tanzbar und beschwingt daher groovt. Ein mitreißender und packender Beginn. Sänger Lee Small, inklusive der mächtigen Chöre, stellt wie gewohnt eine Nähe zu PHENOMENA und zum 80er Jahre GLENN HUGHES her. "Flight 19" ist dann um einiges leichter, um nicht zu sagen flugfähiger. Wobei es schon irgendwie seltsam anmutet, zu einem Anti-Kriegs-Song mitzuwippen. Die Güte der Melodien von LIONHEART, das gehaltvolle Songwriting, das handwerkliche Können und nicht zuletzt die starke Gesangleistung gewährleisten erneut ein überaus gelungenes AOR-Album. "V is for Victory" ist eine schnittige, nach vorne preschende Hard Rock-Nummer mit allem, was sich ein Genre-Fan hier wünscht. "The Eagle's Nest" ist eine fluffig-geschmeidige Halbballade mit einer bärenstarken Melodie; einzig der zuweilen etwas heroische Text im Zusammenhang des Themas schmälert etwas den Genuss.
Alles in allem ein mutiges und leider auch aktuelles Thema - gerade für ein eher sonnig angelegtes Genre. Von den Texten aber mal abgesehen, funktionieren die Songs wunderbar und sind typisch LIONHEART. Das am Ende sehr schwülstige und fast schon sakrale "Remembrance, Praying For World Peace" hätte es aber nicht gebraucht.
The Grace Of A Dragonfly
Band:
LIONHEART (UK)
Genre: Hard Rock
Tracks: 11
Länge: 43:42 (CD)
Label: Metalville
Vertrieb: Rough Trade