Review:

Letzte Worte

(Leichenwetter)

Im Gothic Metal - Underground sind LEICHENWETTER bereits kein unbeschriebenes Blatt mehr; diverse Veröffentlichungen und Touren mit unter Anderem TANZWUT, MEGAHERZ und SUBWAY TO SALLY sollten ihr Übriges getan haben, die Band auf der gotischen Landkarte zu platzieren. Hört man sich "Letzte Worte" als… ähm… Metal - Fan zum ersten Mal an, ist man leicht irritiert, was man mit solcher Musik anfangen soll. Die Texte beschäftigen sich mit Werken alter deutscher Dichter und Literaten wie Goethe, Heine, Hesse oder von Droste - Hülshoff und daher ist die Grenze zum typisch Gotisch - Pseudointellektuellen sehr, sehr schmal. Musikalisch wird eine "unkomplizierte" und darum sehr leicht zugängliche und zweckdienliche Mischung aus "Neue Deutsche Härte" - Riffs, stimmungsbezogenen (ok, meist molligen) und tanzbaren Synthies und tiefem Gesang (kein Gegrowle - stellenweise erinnert mich Numen von der Stimmlage her an Chris Boltendahl von GRAVE DIGGER!) aufgefahren. Die Klasse solcher Bands wie den erwähnten SUBWAY TO SALLY, WEISSGLUT oder auf der anderen Seite LACRIMOSA erreichen LEICHENWETTER leider nicht, da das musikalische Konstrukt dafür echt zu simpel ist und textlich zwar schön symbolisiert und poetisch aufgetragen, des Öfteren aber auch tierisch ins Klo gegriffen wird. Beste Beispiele hierfür sind die Songs "Die Schlesischen Weiber" ("Deutschland, wir weben Dein Leichentuch, wir weben hinein den dreifachen Fluch" - Gruselig!) und "Weltende" ("Es geht ein Weinen in der Welt, als ob der liebe Gott gestorben wär" - Weia!), die aber auch die absoluten Tiefpunkte der Scheibe markieren. Der Rest bewegt sich auf durchschnittlichem und teilweise sogar gutem Niveau, was Stücke wie "Verführer" und "Szenen Der Menschheit" beweisen. Sieht man mal von den teils wirklich gewöhnungsbedürftigen und dick aufgetragenen Texten ab, kann "Letzte Worte" schon eine angenehm düstere Stimmung erzeugen und wächst nach ein paar Durchläufen zu einer für die angepeilte Zielgruppe durchaus hörenswerten Scheibe. Als Bonustracks sind drei Remixe angehängt, von denen "Verführer" und der Opener "Nur Dich" in ihren normalen Fassungen viel besser sind als in den Elektroversionen. Lediglich "Jenseits Von Eden" ist sowohl textlich, als auch musikalisch zum Kacken gehen. Sicher kein Album für jedermann, aber Dark Wave, - EBM, - und natürlich Gothic - Fans dürfen hier ohne Bedenken mal ein Ohr riskieren.

Letzte Worte


Cover - Letzte Worte Band:

Leichenwetter


Genre: Gothic Rock
Tracks: 14
Länge: 60:33 (CD)
Label: Metal Axe Records
Vertrieb: Point Music