Review:

Welcome To The Absurd Circus

(LABYRINTH)

Über 30 Jahre beglückt uns die italienische Melodic Metal-Combo mit ihrer Definition von hartmetallischen Klängen. Soundtechnisch finden sich immer wieder progressive Parts, die durch die Hinzunahme eines Keyboards erzeugt werden. Erinnert öfter an Keyboard-Eskapaden à la DREAM THEATER, wobei die Gitarren eher den riffbetonten Part souverän übernehmen. Gesangstechnisch streift man gerne alte HELLOWEEN, wobei der Gesang von Michael Kiske eindeutig stärker zu bewerten ist.

Songs wie „Live Today“ gehen gut nach vorne ab und erinnern an GAMMA RAY und natürlich HELLOWEEN. Besonders der Refrain lässt an „Keeper I“-Zeiten erinnern. Hier liefern LABŸRINTH wirklich sehr ordentlich ab. Besonders gefällig sind die eingestreuten, softeren Parts, welche dem Song noch das Sahnehäubchen verpassen. Mit „One More Chance“ hat sich auch eine Halbballade auf „Welcome To The Absurd Circus“ eingeschlichen. Leider plätschert diese ein wenig belanglos durch die sechs Minuten. Hier fehlt einfach der rote Faden, den eine Halbballade auszeichnen sollte. Gefällige Keyboards und ein gutes Gitarrensolo retten den Song noch ins gehobene Mittelmaß. „Den Of Snakes“ präsentiert sich sehr bieder. Midtempo-Metal, der keine Angriffsfläche bietet, aber harmlos und kraftlos wirkt. Da gehen wir lieber zu Krachern wie „Sleepwalker“ oder „The Unexpected“ über. Hier können leichte STRATOVARIUS-Vergleiche angestellt werden, und hier stimmt auch das Songwriting, welches zwar nichts Neues bietet, aber immer souverän und professionell wirkt. Tja, und dann kommt „Dancing With Tears In My Eyes“. Ok, mit dieser Cover-Version hätten LABŸRINTH vor Jahren noch bei MTV gepunktet, aber braucht man in 2021 noch eine Cover-Version von ULTRAVOX? LABŸRINTH hauchen der Oberschnulze zwar noch ein wenig Leben ein, aber warum das Teil auf  „Welcome To The Absurd Circus“ musste, das bleibt ein Geheimnis der Band. Das war jetzt der Part, den man als Metal-Redakteur schreiben muss – der inoffizielle Part ist: Ich liebe den Song und somit auch diese Cover-Version. Ich bitte vielmals um Vergebung, und Ihr habt dies hier nie gelesen!

„A Reason To Survive“ kommt ziemlich glattgebügelt aus den Boxen. Hier fehlt es an Power, obwohl die Hammond-Orgel wirklich sehr passend den Song einläutet. Eine 08/15-Ballade, die man hört und wieder vergisst. Hier können wir leider nicht mehr von Mittelmaß sprechen. Schade.

Insgesamt haben wir hier eine leidlich gute Scheibe, die viel Licht, aber auch viel Schatten vorweisen kann. Kann man halt kaufen, kann man aber auch lassen. Fans der ersten „Keeper“-Scheiben sollten mal reinhören, wenn sie keine Berührungsängste mit Keyboards und ein wenig Kitsch haben. Schlecht geht anders – richtig gut aber auch.

 

Welcome To The Absurd Circus


Cover - Welcome To The Absurd Circus Band:

LABYRINTH


Genre: Power Metal
Tracks: 11
Länge: 60:17 (CD)
Label: Frontiers Music S.R.L.
Vertrieb: Soulfood