Review:

First Flame

(Kisaragi Station)

TIPP

KISARAGI STATION. Was klingt, wie ein japanischer Bahnhof ist auch einer. Zumindest, wenn man einer modernen japanischen Urban Legend um eine verschwundene junge Frau und eben diesen geheimnisvollen Bahnhof, den es eigentlich nicht geben dürfte, Glauben schenkt. Die jungen Herren, die sich davon inspirieren ließen, kommen jedoch mitnichten aus den Megacities Tokyo oder Osaka, sondern aus dem eher beschaulichen Darmstadt.

Musikalisch entpuppt sich „First Flame“ als wahre Wundertüte, die sich einen feuchten Dreck um musikalische Konventionen, kommerzielle Songstrukturen oder Genregrenzen kümmert. Wenn eine junge Band versucht möglichst viele Ideen in meist überlange Songs zu stecken, dann hat man nicht selten ein Flickenteppich an besseren und schlechteren Ideen, die einen Fluss vermissen lassen, der trotz progressivem Anspruch einen guten Song ausmacht. Und genau hier überraschen KISARAGI STATION auf ganzer Linie. In den einzelnen Songs passiert unheimlich viel und trotzdem gibt es diesen „Flow“ auch bei wahnwitzigen Übergängen, halsbrecherischen Tempowechseln oder dem Mix aus hartem, mit Growls unterlegtem Metalriffing und gänzlich fragilen Passagen. Alleine wie sich ein Song wie „King’s Gambit“ langsam aber unheilschwanger aufbaut, ist großes Kino. Auch verkommt die technische Komplexität nicht zum selbstdarstellerischen Show-Off, sondern gibt den Songs Tiefe, Anspruch und dem Hörer die Möglichkeit bei verschiedenen Hörgängen neues zu Entdecken. So ist beim ersten Durchgang ein Gitarrensolo im Fokus der Aufmerksamkeit, nur um bei zweiten Mal den virtuosen Basslauf darunter zu entdecken. KISARAGI STATION schaffen die unterschiedlichsten Einflüsse von SPOCK’S BEARD, über QUEEN, MAGELLAN oder auch DREAM THEATER und HAKEN mit 70ies Rock, Death Metal und manchmal auch Alternative Rock oder einem Hauch Fahrstuhlmusik zu kombinieren und daraus was wirklich Eigenständiges zu formen. Was -und das ist die große Kunst- bei allem verkopftem Anspruch auch einfach als tolle Musik funktioniert, in der man sich verlieren und sich treiben lassen kann.

KISARAGI STATION haben in meinen Ohren ein echtes Highlight aufgenommen, was entsprechend scheuklappenfreie Hörer härterer Sounds unbedingt anchecken sollten

 

 

First Flame


Cover - First Flame Band:

Kisaragi Station


Genre: Progressive
Tracks: 7
Länge: 55:35 (CD)
Label: Moburec
Vertrieb: -