Review:

Magnified

(Kingdom Come)

Mensch Lenny Wolf und seine personifiziertes Alter Ego KINGDOM COME gibt es ja immer noch, mit einem anderen Label im Rücken hat sich das eigenwillige Hamburger Rockurgestein jetzt mit einem neuen Album "Magnified" wieder zurückgemeldet. Ich muß zugeben, die ersten beiden Alben fand ich damals echt klasse insbesondere das megastarke Debüt "Kingdom Come" (1988) sowie "In Your Face" (1989) boten starkes Material in Serie. Seine Neigung zu LED ZEPPLIN erinnernden Songstrukturen, sein sehr charismatischer Gesang in Verbindung mit Hard bzw. Classik Rock Roots waren wirklich eine hörenswerte Angelegenheit. Mit den eher laschen Nachfolgewerken ging bei mir dann etwas das Interesse verloren, die ebenfalls danach vermehrt auftretenden Industrialanleihen mögen auch etwas dazu beigetragen haben. Den richtigen Durchbruch auf breiterer Ebene hat er sowie nie geschafft und dies wird sich bei dieser Platte auch nicht ändern, da bin ich mir ziemlich sicher. Dafür das Material zu wenig substanzielles, will sagen zu wenig Rockseele, der rote Faden und Sachen die länger hängen bleiben.

„Magnified“ hat aber ein echt klasse Cover, die Songs können dieses Niveau leider nicht bestätigen. Wie immer hatte der Mastermind komplett alles in der Hand d.h. geschrieben und produziert, eingespielt mit angeheuerter Leihmannschaft, der Sound ist dabei ganz gut gelungen, wenn auch der ein oder andere Schlagzeugbeitrag mir etwas zu steril bzw. schepprig klingt. Bei "Living Dynamite" dem energetischen Opener im typischen KINGDOM COME Stil prägt der etwas schleppende Gesang, dann folgen fette Riffwände mit eingängigem Refrain sowie allerdings sehr moderne Keyboardsamples und schon sind wir wieder beim Industrial. Ja auf solche elektronischen Spielereien scheint er echt abzufahren. Nichtsdestotrotz hat Lenny zum Glück auch wieder einige Querverweise aus den Anfangstagen mit einfließen lassen, denn solche doch bluesig geprägten Sachen wie "No Murder Kiss" mit einem klasse Oldschool Gitarrensolos sind typisch für Lenny und kommen einfach gut rüber. Warum gibt es da nur so wenig weiter davon zu hören? Insgesamt fehlt es der Platte an dem rechten Fluß, manche Sachen sind von den Arrangements ähnlich aufgebaut, haben gute Parts bis hin zur Hook, die dann einfach nicht so recht zünden will. Als positive Ausnahmen sind das balladeske "24 Hours" sowie "Unwritten Language" zu nennen, da kommen Erinnerungen an alte glorreiche Zeiten hoch, das kann er halt einfach gut. Weiterhin überzeugen auch das gelungene "Over You" eine Art Alternativ Akustik Song mit lässigen Gitarrenlicks. Zwischendurch möchte man der Band mal so richtig in den Hintern treten, kommt mehr in die Pötte und verschleppt nicht ständig das Tempo (wie bei "When I Was") und seid einfach etwas straighter und gut wär die Schose. Wie immer bei Kingdom Come liegt über allen Tracks eine gewissen leicht düster-melancholische Grundstimmung aber das macht ja nix nur die Abwechslung fehlt halt einfach, etwas zuviel leicht verschrobene Midtemposachen, Tracks wie "Sweet Killing" mit diesen fast schon technoartigen Keyboards am Anfang und dann wieder dieser fette Refrain, der aber einfach nicht so überzeugen will. Ein ähnlicher Song "The Machine Inside" kommt da schon packender daher, da stimmt einfach der Kontext, trotz massiver Soundwall.

Lennys Stimme klingt immer noch klasse kommt bei den erwähnten etwas emotionelleren Sachen aber viel besser zur Geltung. Wer auf diesen, manchmal etwas leicht weinerlichen Stil mit depressiver Ausprägung abfährt und diesen Industrial Touch ab kann, könnte hier trotzdem sein Seelenheil finden. Für meine Begriffe sollte Lenny lieber wieder mehr auf handgemachten Rock setzen aber die Meinung von Fans oder Kritikern hat ihn ja noch nie sonderlich interessiert. Er macht unbeirrt sein Ding weiter und scheint sich dabei wohl zu fühlen, muß man respektieren aber nicht unbedingt kaufen.

Magnified


Cover - Magnified Band:

Kingdom Come


Genre: Industrial
Tracks: 11
Länge: 46:15 (CD)
Label: Planet M & M
Vertrieb: Twillight