Review:

The Puppet Master

(King Diamond)

Ich bin mir nicht sicher, wie oft König Edelstein schon eine Frau zum Singen dazu geholt hat. Das haut jedenfalls in Songs wie "So Sad" oder "Christmas" recht gut hin, die zwei Versionen der Vocals des King harmonieren prima mit der elfengleichen und sogleich wenig sirenenhaften Stimme der Madame inkognito. Das elfte Studioalbum "The Puppet Master" birgt tatsächlich einige Überraschungen - auch, wenn Spötter sicherlich behaupten, das ginge bei Veröffentlichungen des Herren überhaupt nicht. Und tatsächlich hat der Däne es endlich wieder mal geschafft, Songs zu schreiben, die Charme versprühen und hängen bleiben, während nicht wenige Scheiben zuvor ein wenig gesichtslos schienen. Trademarks wie der Hoch-Tief-Gesang des Regenten sind natürlich ebenso geblieben wie die böse Orgel, schwere Riffs und eine stimmungsvolle, leicht düstere Atmosphäre. Allerdings scheint mir die Platte auch leichter verdaulich, ob das gut oder schlecht ist, das mag jeder selbst entscheiden. Das Titelstück beispielsweise weist regelrechte Hitqualitäten auf, ebenso "Magic". Während ich "The Puppet Master" aber als überaus gelungen bezeichnen möchte, driftet mir das schnellere "Magic" trotz genialer Passagen teilweise viel zu sehr in klischeehafte Power-Metal-Regionen ab. Und der Anfang von "Christmas", ein volkstümliches Weihnachtslied mit damenhaftem (oder dämlichen?) Gesang hinterlässt bei mir einen Kulturschock, den der folgende, richtig gute Song nur langsam vergessen macht.
Über jeden Zweifel erhaben ist natürlich handwerkliche Seite, allein der Name "LaRocque" bürgt für Qualität. Und auch der Sound reiht sich in der Oberklasse ein. Insgesamt ist Album elf eine wirklich gute Scheibe geworden, wobei mir der Horror, der Grusel ein wenig zu kurz kommt (eine Ausnahme bildet beispielweise "No More Me"). Deswegen erscheint mir "The Puppet Master" letztlich ein bisschen zu süß. Bestes Beispiele: "Blood To Walk" oder "Darkness". Aber auch das Naschen von süßen Trauben kann ja bekanntlich böse enden. Fazit: Das königliche Gefolge muss zuschlagen, wer sich an der diamantenen Stimme nicht allzu sehr stört, der sollte auch reinhören. Und alle anderen lesen das hier eh nicht. Ach so: Es gibt eine Sonder-Edition mit Bonus-DVD, auf der uns der Herrscher die Geschichte des Puppenspielers erzählt.

The Puppet Master


Cover - The Puppet Master Band:

King Diamond


Genre: Heavy Metal
Tracks: 12
Länge: 55:48 (CD)
Label: Massacre Records
Vertrieb: Soulfood