Review:

Resilienz

(KARG)

Resilienz ist in Lockdown-Zeiten gefragt!

Denn Resilienz bezeichnet sozusagen die Fähigkeit, psychisch gesund zu bleiben und Herausforderungen meistern zu können. Also setzte sich Tausendsassa Michael V. Wahntraum, der auch mit seiner zweiten Band HARAKIRI FOR THE SKY kürzlich releaste, hin und veröffentlichte letztes Jahr die so betitelte EP. 2020 brachten KARG zuerst ihr siebtes Studioalbum „Traktat“ heraus, welches in Deutschland sehr erfolgreich war.

Etwas Nachschlag gefällig?

Die EP „Resilienz“ folgte digital im selben Jahr und als Pressung auf Platte und CD im Januar dieses Jahres. Sie beinhaltet lediglich zwei Tracks, aber in bandtypischer Art und Weise kommt der Output trotzdem auf 35 Minuten Spieldauer. Eigentlich könnte man also sogar von einem Longplayer sprechen. Es gibt nicht viel Neues zu hören, vielmehr nutzt Wahntraum die Zutaten, die er schon seit 2008 im ersten Album „Von Den Winden Der Sehnsucht“ verarbeitet: verzweifelter heiserer Schreigesang, lyrisch anspruchsvolle Texte und melancholische post-metallische Gitarrenklänge mit Genre-Elementen aus Black Metal, Post Rock und Shoegaze. Der Stil ist mal nachdenklich, mal aggressiv und zugleich leidend. Man erahnt, dass das Thema „Resilienz“ unterm Strich bei KARG nicht viel mit Freude und Zuversicht am Hut hat. 

Der Track „Abbitte“ besitzt wunderschöne hypnotische Gitarrenarbeit. Der Gastsänger Nico Ziska (DER WEG EINER FREIHEIT, BAIT), ein Film-Sample und ein Klavierpart sorgen für Abwechslung. Die zweite ausschweifende Komposition des Salzburgers ist „Lorazepam“. Gegen Ende des Songs erscheint übereinanderliegender Gesang, und der traurig-verzweifelte Stil geht in eine zweiminütige fröhlich-melodiöse kontrastierende Endsequenz mit Clean-Gesang über. Dieser Abschluss könnte eine unechte gespielte Fröhlichkeit symbolisieren. Oder hören wir hier einen versöhnlichen Ausgang? Oder aber, nach der Einnahme des beruhigenden Medikamentes „Lorazepam“, stellt sich eine Art ruhigstellender Drogenrausch ein.

Kompositorisch sind es zwei klasse Songs mit komplexem Aufbau und einer interessanten Entwicklung sowie einer für KARG gewohnten intensiven Vertonung von Gefühlen wie Leid und Sorge. JJs Stimme ist markant und eigenwillig. Insgesamt ist die Platte wie ein gnadenloser Blick in die Abgründe der Seele. Warme Melodien treffen auf klagende Schreie. Das hat etwas von Optimismus und Depression als zwei Herzen in einer Brust.

Bei „Resilienz“ kriegt der Post Black Metal-affine Hörer, was er erwartet.

 

Resilienz


Cover - Resilienz Band:

KARG


Genre: Black Metal
Tracks: 2
Länge: 35:10 (CD)
Label: AOP Records
Vertrieb: Edel