Review:

The Absence Of Presence

(KANSAS)

Eins vorweg: heuer hat sich das nach einem US-Bundesstaat benannte Septett einen gehörigen Schluck mehr aus der Progressiv-Pulle genommen. Verspielter, fordernder und komplexer präsentieren sich KANSAS auf "The Absence Of Presence", dem zweiten Studioalbum seit ihrer Wiedergeburt (2014) und Bandumbesetzung. Die charakteristische Geige war selten präsenter, und das Songwriting zeigt sich um einiges kühner als auf dem wunderbaren Vorgänger ("The Prelude Implicit") und Einstand von Neusänger Ronnie Platt, der im übrigen auch hier einen hervorragenden Job macht und sich so zur festen Größe der Besetzung mausert.

Der Titelsong eröffnet feierlich und melodieseelig, wandelt sich aber im weiteren Verlauf zusehends in eine progressiv um sich beißende Rocknummer, um gegen Ende wieder zum erhabenen Anfangsthema zurückzukehren. Was für ein beeindruckender Beginn. "The Absence Of Presence" bietet 9 rockig-progressive, wechselvolle Nummern, auf denen die zumeist stattlichen Melodien gleich einer leuchtend roten Kirsche auf der Torte thronen und die doch nichts mit klebrigem Zuckerwerk gemein haben. Das sind keine Songs fürs Classic Rock Radio oder zum nebenbei konsumieren, sondern kleine Epen, die sich der Hörer mehr oder weniger erschließen muss. Bei Nummern wie dem dynamischen, eher kompakten Instrumental "Propulsion 1" oder dem weichen, getragenen "Memories Down The Line" gelingt dies leicht, bei dem vertrackten und melodisch aufgeblasenen "Circus Of Illusion" eher schwer.

2020 gehen die US-Amerikaner noch einen konsequenteren und weiteren Schritt zurück zu ihren Anfängen, zu ihren progressiven Wurzeln. Das 16. Studioalbum zeigt klar gezeichnet KANSAS' ureigenes Profil und das, was die Band so unverkennbar macht, ohne Zugeständnisse an den Zeitgeist und ohne auffallend kommerzielles Kalkül. Hut ab!

 

The Absence Of Presence


Cover - The Absence Of Presence Band:

KANSAS


Genre: Progressive
Tracks: 9
Länge: 48:45 (CD)
Label: Inside Out Music
Vertrieb: Sony Music