Review:

Silverthorn

(Kamelot)

TIPP
Ob KAMELOT mit ihrem neuem Werk „Silverthorn“ und mit ihrem neuen Sänger Tommy Karevik die Vorgaben der überragenden Vorgängeralben wieder erreichen können, war eine der Fragen welche sich die Fan-Gemeinde stellte. Und Ja – Sie können. Das der Neue am Mikro was kann, fiel ja schon 2008, beim dritten Werk von SEVENTH WONDER („Mercy Falls“) auf. Dass er aber sein eigenes Stimmvermögen mit den ausgefeilten Gesanglinien des bisherigen Sängers Roy Khan in nahezu perfekter Symbiose kombiniert, dürfte alle KAMELOT-Affinados in Verzückung versetzen. Mit dem Schweden haben Youngblod & Co. sicher den perfekten Ersatz gefunden; wer nicht sehr genau hinhört, wird oft keinen Unterschied bemerken.

Und auch musikalische überzeugt „Silverthorn“ auf ganzer Linie. Man geht Anno 2012 wieder weniger düster zu Werke – obwohl das Konzept des Albums eher eine melancholisch dunkle Geschichte zugrunde liegt: Die Geschichte von einem Mädchen, welches in den Armen ihrer Zwillingsbrüder stirbt und dabei ein Geheimnis mit ins Grab nimmt. Verzweiflung, Schuldgefühl, Wahrheitsfindung sind die Themen. Um den „Silverthorn“ rangt sich dabei ein Geheimins, das der Hörer selbst ergründen muss. Weniger düster kommt „Silverthorn“ also daher – und auch die auf den letzten beiden Werken zunehmende Progressivität wird nun songdienlicher eingesetzt. KAMELOT stehen wieder für große Melodien in epischer Breite – „Epica“ und „The Black Halo“ sind die Alben mit den sich „Silverthorn“ messen darf. Ausgefeilte Arrangements verstärken die symphonische Ausrichtung des Gesamtwerkes – das Intro „Manus Dei" und das Outro „Continuum haben richtiges Monumentalfilm-Format. Für noch mehr Abwechslung sorgen auch wieder die für manche Parts eingesetzten weiblichen Vocals - Amanda Somerville, Elize Ryd von AMARANTHE und Alissa White-Gluz von THE AGONIST(mit starken Growls beim Opener). Songtechnisch ist hier alles Topp. „Prodigal Song“ mit seinen drei Teilen („Pt. I - Funerale, Pt. II - Burden of Shame, Pt III - The Journey“) setzt dabei den Höhepunkt – der am Ende platzierte 9-minütige Track startet verhalten mit Orgel und zartem Gesang, nur um sich dann über harte Gitarrenriffs zu einem bombastischen Ende mit superben Refrain zu entwickeln. Aber auch die melancholische Klavier-Ballade „Song For Jolee“ (Gänsehaut) oder vor allem das dramatische „Torn“ mit einem der besten KAMELOT-Refrains ever sorgen für verzücktes Staunen. „Silverthorn“ ist eines der Alben, die für 2012 in Erinnerung bleiben werden. KAMELOT manifestieren sich hier auf unheimlich hohem Niveau - der TIPP für alle Genrefans daher unausweichlich.

Silverthorn


Cover - Silverthorn Band:

Kamelot


Genre: Power Metal
Tracks: 12
Länge: 53:54 (CD)
Label: Steamhammer
Vertrieb: SPV