Review:

Eclipse

(Journey)

TIPP
Mensch JOURNEY haben wieder ne neue Scheibe am Start. War war schon das 2008er Werk „Revelation“ (2008) der AOR-Götter ein echt gelungenes Album, so ist das aktuelle „Eclipse" nochmal eine deutlichte Steigerung geworden. Trotz der vielen erfolgreichen Genrekracher aus den 70er und 80er Jahren im Bereich Melodic Rock mit darauf enthaltenen Welthits wie „Wheel In The Sky“, „Separate Ways“, "„Don’t stop believin“ oder „Open Arms“ kann man dieses Album qualitätsmäßig auf eine Stufe mit diesen Klassikern stellen und zwar ohne Einschränkungen.

Insbesondere der 2007 neu eingestiegene Sänger Arnel Pindea hat sich jetzt von seinen nicht minder starken Vorgängern am Mikro wie u.a. den langjährigen Vocalisten Steve Perry oder Steve Augeri noch mehr freigeschwommen und brilliert mit seinem klaren Organ wunderbar mit den typischen JOURNEY-Schmeichel-Harmonien. Im Gesamtspiel mit der übrigen Band (1973 gegründet) wirkt der deutlich jüngere Pineda als hätte er nie etwas anders gemacht und wie eine Art Jungbrunnen für die anderen Herrschaften, die ja alle schon auf die 60 zu gehen.

Aber auch vor allem Mastermind und Gitarrist Neil Schon wirkt ebenfalls wie nochmals neu aufgeblüht, sprüht nur so von tollen Ideen, abwechslungsreichem Songwriting und seinem typischen und vor allem ungwöhnlich kraftvollem Gitarrenspiel. Es scheint fast so, als hätte man die Band nochmals neu erfunden wobei gerade hier trotz natürlich recht eingängigem und mitreißenden Melodien die Betonung auf mehr kernigere Rocksongs gelegt wurde. Hier wird kein billiger 0815-cheesy Abklatsch aus den 80er Jahren, wie derzeit leider von vielen Veteranen oder auch Neueinsteigern praktiziert, abgeliefert sondern JOURNEY legen Wert auf deutlich ausgereifte und auch etwas längere Songs. Hier wird nicht nach dem einfachen Muster Strophe, kurze Bridge und dann ein knalliger Refrain der spätestens nach 30 Sekunden im Hirn einschlägt verfahren, sondern gleich der tolle sechsminütige Opener „City Of Hope" beginnt zunächst mit einem durchgehend prägnanten Gitarrenriff ehe nach einer spannungsgeladen Hinführung der hymnenhafte Refrain erst nach über eine Minute zum Einsatz kommt.

Ja, dass sind dann die neuen JOURNEY, die für diese Art Musik beinahe schon etwas progressiv vorgehen - keine einfachen Dreieinhalbminuten-Songs und simple Easy-Listening Refrains. Auch das kraftvolle "Edge of the Moment" ist so ein Beispiel. Mit klasse etwas düsterem Riffing und einer sehr satte Rhythmusfraktion kommt der Track einfach klasse rüber. Druckvoll mit schöner Hook ist der Song eine neue Stadionhymne, die unbedingt ins aktuelle Liveprogramm rein muß.

Manche Tracks auf „Eclipse" benötigen aufgrund der etwas anderen Ausrichtung mitunter sogar mehrere Durchläufe, um voll zu zünden, denn nicht alles läuft gleich typisch ahlglatt rein wie zu glorreichen vergangen Zeiten. Aber dadurch ist die Abnützungsgefahr auch nicht so schnell gegeben. Insbesondere die wirklich herausragende Gitarrenarbeit Schons verleiht dem Journeysound eine neue Dimension, die ebenfalls zwar noch prägnanten Keys sind dabei doch ein klein wenig weiter nach hinten gerückt, es klingt deutlich rifforientierter. Man nehme hier das virtuose und ebenfalls etwas dunkle-melancholische „Chain Of Love“ – ein klasse Song. Natürlich gibt es auch wieder eine etwas süßere, aber voll amimäßige Ballade „Tantra“ wird zunächst nur vom Piano getragen, man wähnt sich beinahe schon im MAGNUM-Pathos, dann kommen die "Rest"-Instrumente auch dazu und sorgen für Kuschelrockfeeling hart an der Kitschgrenze. In die gleiche Kategorie stößt das zwar luftige „She´s A Mystery“ diesmal aber mehr gitarrengeführt aber der echte Funke und die Hook fehlen etwas und so ist dies der einzige Song mit "nur" Durchschnittsqualität.

Aber echte Krachern, wo die Gitarren richtig braten dürfen, gibt es noch einige zu nennen wie u.a. dass cool im Midtempo rockende aber sehr packende „Resonate", „Human Feel“ (inkl. treibendem Drumming & furioses Gitarrenfinale) und mit dem schnellen „Ritual“ gelingt die perfekte stilistische Verbindung von alten und neuen JOURNEY. Für alle Cabrio Fans bietet der Sommerfeeling pur verströmende Ohrwurm "Someone" nochmals bestes Melodicfutter wie man die AOR-Könige schon immer kannte.

„Eclipse" ist daher rundum eine absolut gelungene Sache geworden auch die relativ satte Produktion von Kevin Shirley (warum viele der von ihm mitbetreutet IRON MAIDEN-Scheiben oft soundlich so verhunzt sind, bleibt ein Rätsel) ist absolut überzeugend. Für alle Melodic Rock/AOR-Anhänger ist dies klar die Scheibe des Jahres - vor allem die starke Betonung des Rockcharakters und die weniger einfache Ausrichtung der Songs zeigt hier eine vor Energie nur so sprudelnde Band, die auch 2011 jeden Ansatz von Altherren-Rock locker vom Tisch fegt. Auf die Konzerte der ROCK THE NATION-Festivals darf man sich jetzt schon freuen – hoffentlich mit drei, vier Stücken aus diesem starken Album.

Eclipse


Cover - Eclipse Band:

Journey


Genre: Rock
Tracks: 14
Länge: 66:14 (CD)
Label: Frontiers Records
Vertrieb: Soulfood