Review:

The Road Home

(Jordan Rudess)

Mit seinem neuen Solo-Album hat der umtriebige DREAM THEATER-Keyboarder nicht nur allen Progrock-Fans, sondern wohl auch sich selbst ein Geschenk gemacht. Ein Geschenk für die Progrock-Fans ist das Album, weil er hier mit Ausnahme einer kurzen Eigenkomposition Songs von Größen des Genres neu interpretiert und mit eigenen Passagen kombiniert, als da wären GENESIS, YES, GENTLE GIANT, EMERSON, LAKE AND PALMER, KING CRIMSON und Jon Anderson. Sich selbst hat er damit ein Geschenk gemacht, weil er hier mal richtig viel spielen und sich austoben kann. Ein gewisser Grad an Selbstinszenierung ist dabei nicht von der Hand zu weisen, aber Rudess' Spielfreude und sein schier unendlicher Ideenreichtum lassen einen ihm das verzeihen. Dass das musikalisch alles erste Sahne ist, steht außer Frage, zumal alte Bekannte wie Neal Morse, Nick D'Virgilio und Steven Wilson die Gesangsparts übernommen haben und natürlich auch weitere exzellente Musiker am Start sind, wie Rod Morgenstein an den Drums und Ed Wynne und Ron Thal, die einige Gitarren-Soli beigesteuert haben. Es könnte alles so schön sein, wenn nur... ja, wenn nur irgendjemand auf dieser Scheibe Bass spielen würde! Der fehlt nämlich komplett, und das ist auch zu hören. Teilweise versucht Rudess, dies durch Keyboard-Basslinien auszugleichen, aber das täuscht nicht über die Tatsache hinweg, dass man hier echte tiefe Töne und die im Progressive Rock so wichtigen durch den Bass gesetzten Akzente vermisst. Trotzdem: Man hört diesem Mann und seiner Crew einfach gerne bei der Arbeit zu. Wenn man das Bass-Manko ausblenden und sich darauf einlassen kann, Rudess in sein musikalisches Universum zu folgen, hat man daher viel Spaß mit der Scheibe.

The Road Home


Cover - The Road Home Band:

Jordan Rudess


Genre: Progressive
Tracks: 6
Länge: 64:14 (CD)
Label: Magna Carta
Vertrieb: Rough Trade