JON ANDERSON ist D I E Stimme von YES, und viele seiner Vertreter oder Nachfolger in dieser ewigen On-Off-Beziehung sollten ein ähnliches Timbre aufweisen. Obwohl er sich offiziell seit 2008 aus den Kreisen des Progdinosauriers zurückgezogen hat, kommt man aus so einer Nummer nie ganz heraus. Nach diversen Solo-Projekten und Kollaborationen führte sein Weg schließlich wieder zurück zu YES. Im Sommer 2023 absolvierte er eine Tour, bei der er zwei Stunden lang YES-Epen und -Klassiker mit den Musikern der THE BAND GEEKS aufführte. Mit dieser Formation beschloss er, ein neues Werk zu erschaffen, das den Weg zurück in den YES-Kosmos der 70er und 80er Jahre finden sollte. Das Ergebnis ist “True“.
Ich persönlich war anfangs sehr skeptisch, da ich mit seinen Solo-Eskapaden bisher nicht viel anfangen konnte. “True Messenger“ weckte jedoch sofort meine Aufmerksamkeit. Es sind ohne Zweifel überragende Musiker an ihren Instrumenten, die zum einen die Chemie von YES adaptiert haben und zum anderen in der Lage sind, Jon in der Spur zu halten. Das macht dieses Gesamterlebnis des Longplayers für viele Herangehensweisen so wunderbar. Ob man nun als Hardcore-YES-Fanatiker, der nur die alten Sachen schätzt, die einzelnen Instrumentalpassagen zerpflücken möchte, oder ob man als Progeinsteiger erste Erfahrungen mit gemäßigten 7/8-Takten sammeln möchte – starke Melodielinien helfen dabei, ohne in den 4/4-Brei abzurutschen. Es funktioniert!
Die Songs variieren in ihrer Kopflastigkeit und Harmonie, ufern jedoch nie wirklich aus. Der Longtrack “Once Upon A Dream“ (16:31) erreicht zwar nicht ganz die Großtaten von YES, muss sich aber auch nicht dahinter verstecken. Der Abschluss mit diesem Opus wäre gelungen, wenn man auf die einzig wirklich schwache Nummer danach, “Thank God“, verzichtet hätte. Jon ist insgesamt noch bestens bei Stimme, auch wenn das ein oder andere Helferlein im Spiel ist. Die Produktion setzt darüber hinaus jeden einzelnen Künstler perfekt in Szene, ist mir jedoch an der ein oder anderen Stelle fast zu glatt – eben frontiers-like. Für die Covergestaltung hätte man ruhig bei Roger Dean anfragen können, um das Hörbare visuell angemessen umzusetzen. Der photogeshopte Anderson mit Sonnenbrille war definitiv eine unglückliche Idee.
True
Band:
Jon Anderson & The Band Geeks
Genre: Progressive
Tracks: 9
Länge: 58:17 (CD)
Label: Frontiers Music S.R.L.
Vertrieb: Membran