Joel Hoekstras aktive Zeit mit WHITESNAKE wird wohl eher im überschaubaren Rahmen bleiben. Hat doch Bandchef David Coverdale das Ende der weißen Schlange im Blick. Und, wenn ich das anmerken darf, völlig zu recht. Somit macht es durchaus Sinn für den Gitarristen, auch seiner Solokarriere wieder etwas Leben einzuhauchen. Hierfür hat sich Joel mächtige Unterstützung geholt, ohne dabei übermäßig namedropping zu betreiben. Tatsächlich machen seine Mitmusikanten JOEL HOEKSTRA'S 13 doch irgendwie zur Supergroup. Aber zugegeben, in der heutigen digitalen Welt ist dieser Begriff bei weitem nicht mehr das, was er früher einmal war, als diese Supergroups auch live im Studio und gar auf der Bühne gemeinsam musizierten. Ich schweife ab.
"Crash Of Life" ist Soloalbum Numero drei, und die hochkarätige Besetzung verdient Erwähnung, da sie eben das Album mitprägt. Derek Sherinian mischt mit seinem Keyboard- und Orgelspiel ordentlich Classic Rock Moves unter die Kompositionen, und Sänger Girish Pradhan begeistert mit seiner unverbrauchten, markigen und bärenstarken Stimme. Dass Jeff Scott Soto nur für die Backing Vocals gebraucht wurde, spricht hier Bände. Um die Aufzählung zu vervollständigen, die wuchtige, aufspielende, antreibende Rhythmus-Sektion wird von Tony Franklin und Vinny Appice übernommen.
JOEL HOEKSTRA'S 13 positioniert sich gekonnt zwischen Classic und Melodic Rock; die Übergänge sind fließend, mal hat das eine Genre Übergewicht, mal schiebt die erwähnte Orgel die Songs in die 70er / Anfang 80er Jahre. Wobei hier sowohl die Produktion als auch die Arrangements nie angestaubt, antiquiert sind, sondern immer auch eine gewisse Moderne in sich tragen.
Der kernige Opener "Everybody knows Everything" hat eine geschmeidige Melodie und einen packenden Refrain, der an Joe Lynn Turners RAINBOW-Zeit denken lässt - ja wenn da nicht Girish mit seiner Stimme eine Schippe ungestüme frühe TESLA oder BADLANDS mit drauf packen würde. "Damaged Goods" würde wunderbar zu Davids Schlange passen, und das entrückte "Torn into Lies" kann sich mit Tom Kiefers (CINDERELLA) Schmachtballaden messen. "Far Too Deep" holt dagegen die Keule raus, der wuchtige Song ist düster und an der Grenze zum Metal. Das Songwriting ist zum Zunge schnalzen; ich kann keiner Nummer die Berechtigung absprechen, veröffentlicht zu werden, ausnahmslos jede verdient es. Das Gitarrenspiel des New Yorker Gitarristen ist famos und druckvoll und zu keiner Zeit unpassend dominant, sondern immer songdienlich und verbindend.
"Crash Of Life" ist ein bockstarkes Album geworden. Wer hätte nicht Lust, diese "Band" mit diesem feinen Material mal live zu sehen? Leider, so prognostiziere ich, wird dies nicht geschehen. Das ist sehr schade!
Joel Hoekstra’s 13 - Crash of Life
Band:
Joel Hoekstra
Genre: Hard Rock
Tracks: 12
Länge: 55:40 (CD)
Label: Frontiers Records
Vertrieb: Soulfood