Review:

Shapeshifting

(Joe Satriani)

TIPP

Um es direkt vorweg zu nehmen: die Produktion ist überragend! Der Sound und der Gesamtmix sind ein fantastisches Meisterwerk. Das Hauptaugenmerk des Gitarrengottes liegt auf der Perfektion des Klanges und dem Zusammenspiel der einzelnen Komponenten im Songwriting. Wie gewohnt, ersetzt die virtuose Leadgitarre einen Sänger. Den vermisst man allerdings kein Stück, wenn man dem Spiel des Großmeisters lauscht. Absolut fesselnd. Das Händeklatschen in "Big Distortion" hätte man vielleicht weglassen können, aber das ist meckern auf ganz hohem Niveau. "All For Love" ist die erste ruhigere Nummer und wieder mit brillantem Sound. Joe experimentiert gerne mit Klangteppichen, aber nie zu viel, sondern sehr passend und stets eher im Hintergrund, das macht den Song zu einer extrem starken Nummer. In "Ali Farka, Dick Dale, An Alien And Me" wird es dann nicht nur beim Titel etwas abgedrehter, und es klingt in der Tat ein wenig so, als wolle Fakir Satriani an Stelle einer Schlange vielleicht ein Alien beschwören. Mit "Teardrops" kehrt die Platte in bluesiges Terrain und etwas bodenständigere Töne zurück. Schöner Song, in dem durch den voluminös klingenden Bass schöne rhythmische Akzente gesetzt werden (den Hand Clap hätte es erneut nicht gebraucht). Bei "Perfect Dust" kreiert SATRIANI nun eine wilde Mischung aus modernen Southern Rock-Sounds, langsameren Teilen und natürlich modernen Solo-Parts. Klingt ein bisschen wie ZZ TOP in ultramodern. Die erste Single des Albums, "Nineteen Eighty", hält zum Glück nicht, was der Name verspricht. Trotz des Retro-Gitarrensounds ist es kein antiquierter 80er Style-Song, sondern ebenfalls eine moderne Rocknummer in frischem Soundgewand und ein wenig aus der Solo-Trickkiste. Moderner Blues Rock vom Allerfeinsten. Erstaunlicherweise kommt nun so etwas wie ein Kinderlied. Ich hoffe, das war auch so gemeint, könnte bei dem Titel "All My Friends Are Here" hinkommen. Ich werde bei Gelegenheit mal nachfragen. Bei "Falling Stars" fühle ich mich an GARY MOORE erinnert, eine ruhigere, bluesig-funkige Nummer, in welcher die Leadgitarre über Bass und Drums dominiert und durch ein paar sanfte Keys perfekt ergänzt wird. Die Reggae-Klänge in "Here The Blue River" sind sicherlich nicht Jedermanns Geschmack. Ich denke, auf den Song hätte man durchaus verzichten können. Zum Schluss setzt er sich noch mit der Akustikgitarre hin und spielt eine kurze, etwas langsamere Southern Rock-Nummer. Schönes träumerisches Ende einer schönen Platte. JOE SATRIANI veröffentlicht hier mit "Shapeshifting" ein tolles, vielseitiges Album, nicht nur für Gitarren-Fetischisten, sondern alle Musikliebhaber. Daumen hoch, so muss eine moderne Rockscheibe anno 2020 klingen, und ich muss sobald wie möglich in den Musikladen meines Vertrauens um die Signature-Gitarre des Herrn Satriani mal Probe zu spielen.

Shapeshifting


Cover - Shapeshifting Band:

Joe Satriani


Genre: Rock
Tracks: 13
Länge: 46:24 (CD)
Label: Legacy
Vertrieb: Sony Music