Review:

Have Guitar Will Travel

(Joe Perry)

Einigermaßen kurios war die Geschichte um den Sänger für dieses Album „Have Guitar, Will Travel", denn die Frau des AEROSMITH Gitarristen JOE PERRY hat via Internet bzw. Youtube die Gesangstalente von Hagen entdeckt. Der deutsche Vokalist erinnert tatsächlich bei so manchen Vibes etwas an Steven Tyler. Ungeachtet des aktuellen Theaters bei AEROSMITH - diese lagen ja aufgrund eines Bühnenunfalls von Tyler zuerst auf Eis und dann gibt es bis heute diverse Statements, dass der Sänger raus sei und dann auch wieder nicht - hat Perry hier sein fünftes Soloalbum am Start. Eingespielt im im "State-Of-The-Art“ Homestudio", wo auch schon die AEROSMITH Alben "Honkin' On Bobo" und "Just Push Play" entstanden, zeigt er sich dabei relativ unspektakulär, sehr solide zwar und auch für einen Gitarristen sehr songbetont aber ohne große Selbstbeweihräucherung.

Das ein oder andere Songhighlight gibt es zwar schon, auch einige schöne Soli, aber insgesamt ist das Niveau nur Mittelmaß, vor allem in der zweiten Hälfte geht dem Guten doch songwriterisch die Luft etwas aus. Da reißen es auch die restlichen Mitmusiker wie Basser Davis Hull (BUDDY MILES), Drummer Ben Tileston (THE BAND) sowie an den Keys Paul Santo (u.a. ERIC CLAPTON, OZZY OSBOURNE) nicht mehr raus. Es gibt vornehmlich sehr groovig-energetisch betonten Blues-Rock auf "Have Guitar, Will Travel". Zwar nicht meilenweit vom AEROSMITH-Sound entfernt aber nicht so stadionrocktauglich. Es gibt dabei viele treibende Tracks wie den fast schon punkigen Opener und die Single "We've Got A Long Way To Go". Auch solche cool-spröden Sachen wie „Slingshot“ funktionieren, die Vocals klingen irgendwie nach BILLY IDOL, die Ballade „Do You Wonder“ ist dann tatsächlich eine echte Single, könnte sogar von den Luftschmieden selbst sein, auch wegen des original Tyler Dejavu’s bei den Vocals. Aus dem FLEETWOOD MAC Song "Somebody's Gonna Get (Their Head Kicked In Tonite)" macht er eine klasse, saulässige Rockabilly-Nummer. „Heaven And Hell“ ist eine abgefahren Gitarrennummer, "No Surprise" beinhaltet einen üppigen Vocodereinsatz, dann das etwas schräge Instrumental "Wooden Ships", so ein Art HENDRIX Verneigung.

Tja, und von da an geht es bei den restlichen drei Nummern leider bergab. Da geht inhaltlich nicht mehr viel: Das etwas zu langatmig monotone "Oh Lord (21 Grams" und die etwas dahingeschluderten letzen beiden Songs überzeugen nicht mehr.

Unter dem Strich bietet „Have Guitar, Will Travel" (der Titel wurde von den Fans via Twitter vorgeschlagen) zwar gelungene Handwerkskunst, das aber aufgrund des starken Leistungsabfalls gegen Ende doch etwas getrübt wird. Für Fans von AEROSMITH ist die Scheibe (wenn überhaupt) nur bedingt zu empfehlen. Von einem solchen großen Gitarristen der mit seiner Hauptband über 150 Millionen Alben verkauft hat und zig Grammy gewann, hatte ich mir schon ein klein wenig mehr erwartet. Packend ist da nur wenig, heavy Rotation im CD Player klingt doch anders.

Have Guitar Will Travel


Cover - Have Guitar Will Travel Band:

Joe Perry


Genre: Alternative
Tracks: 10
Länge: 44:56 (CD)
Label: Mailboat records
Vertrieb: Collectors Mine