Review:

Second Hand Life

(Joe Lynn Turner)

Ein neues Werk von JOE LYNN TURNER bedeutet zumindestens in einer Hinsicht absolute Kontinuität: Gesanglich braucht man sich von einer "der" Stimmen des Hardrocks keinerlei Gedanken zu machen - die Qualität stimmt einfach. Dies ist auch auf diesem 10’ten Solostreich "Second Hand Life" wieder allgegenwärtig zu hören. Hier ist wahrlich ein Ausnahmesänger der auf unzähligen Alben bekannter Künstler und Projekte bereits mitgewirkt hat (u.a. MALMSTEEN, HTP, BRAZON ABBOT), und insbesondere aufgrund seiner großen musikalischen Vergangenheit bei DEEP PURPLE sowie RAINBOW braucht er sich sowie seinen zahlreichen Anhängern nichts mehr zu beweisen. Trotzdem nimmt er auch mit 56 noch Alben wie dieses auf, diesmal hatte der Meister wieder etwas mehr Lust auf der Melodic Rock Ebene was zu machen und so entstand zusammen mit seiner Begleitkapelle diese Scheibe. Um es mal ganz vorsichtig auszudrücken, auch auf die Gefahr hin eine Majestätsbeleidigung zu begehen - mich reißt die hier präsentierte Musik über 11 Tracks hinweg nicht allzu sehr vom Hocker. Das Songwriting ist größtenteils eher etwas bieder und altbacken ausgefallen, die Songs wollen, trotz gefälliger Hooks einfach nicht so recht zünden, es fehlt mir der recht Biss sowie die absoluten mitreißenden Rockgranaten. Manchmal ist die mir fast zu sehr auf AOR ("Love Is Life" - klingt nach reinrassigen SURVIVOR aus den 80ern) ausgerichtete Mischung einfach zu simpel, es kommen Momente gepflegter Langeweile hoch ("In Your Eyes") und dies ist man von TURNER einfach so nicht gewöhnt. Es gibt viel Mittelmaß auf "Second Hand Life", was auch ein Song wie "Stroke Of Midnight" ausdrückt, der stammt aus seiner Deep Purpel Phase nach dem "Slaves And Master" Album zusammen fabriziert mit Richie Blackmore, letztendlich erschien der Track etwas variiert damals bei Ian Gillan unter dem Titel "One Man's Meat" half aber trotzdem nichts, der Song ist allenfalls Mittelmaß. Wären mehr Kracher wie "Over The Top" oder das kraftvolle "Blood Red Sky" und mit Abstrichen der Europabonustrack "Two Lights" dabei, vielleicht wäre dieser etwas verwässert, saftlose Gesamteindruck nicht so entstanden, da helfen auch einige gelungene Gitarrensolo’s (z.B. "Love Is On Our Side") sowie die zahlreichen Co-Songwriter wie Jim Peterik (ex-SURVIVOR, Pride Of Lions) oder Martin Briley nicht viel. Ach ja und wenn dann selbst dass von JLT mitkomponierte "Sweet Obsession" (ja es stimmt tatsächlich, den Song hatten BONFIRE damals auf ihrem 1988er "Fire Works" Kracher drauf) nicht so dolle überzeugt und von den Ingolstädtern viel schneller und vor allem beim Refrain viel besser interpretiert wird, sagt dies viel aus. Unterm Strich ist "Second Hand Life" allenfalls gerade noch ein befriedigendes Album geworden. Für Fans ist es sicher ein Reinhören wert aber selbst das letzte nicht überragende Werk Turners "Fire Without Flame" zusammen mit dem japanischen Fingerflitzer Akira Kajiyama hat rückblickend da noch besser gepaßt. Nee, das kann er viel besser und mit der Klasse von alten RAINBOW Zeiten hat dass hier gebotene (leider) absolut nix zu tun.

Second Hand Life


Cover - Second Hand Life Band:

Joe Lynn Turner


Genre: Hard Rock
Tracks: 11
Länge: 50:34 (CD)
Label: Frontiers Records
Vertrieb: Soulfood Music