Review:

Nothing Is Easy: Live At The Isle Of Wight 1970

(Jethro Tull)

Vor gut einem halben Jahr erschien die Audio - CD zu diesem Spektakel, das das göttliche Progressive Rock - Geschwader JETHRO TULL auf einem seiner frühen Höhepunkte zeigt. Vor nicht weniger als 600000 (!!!) Leuten spielte die Band um Kultfigur Ian Anderson 1970 auf dem "Isle Of Wight" - Festival. Achtung: die DVD zeigt nicht den kompletten Gig; nicht alle Songs und nicht am Stück!!! Das ist auch der größte Kritikpunkt, den ich zu dieser Veröffentlichung auspacken kann. Es geht hier primär um das Rahmenprogramm des Festivals, aber warum man nicht das ganze Konzert als Zusatzoption, etc. draufgepackt hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Was bleibt, ist ein sehr kurzweiliger Dokumentarstreifen, der rockgeschichtlich Interessierten eine echte Steilvorlage bietet. Neben zahlreichen Ereignissen rund um das "Isle Of Wight" - Spektakel, zu denen der Streit mit den Veranstaltern gehört, der fast eskaliert wäre, wie auch einige gewalttätige Szenen, die das baldige Ableben der Hippie - Generation einläuteten, führt Ian Anderson selbst (mit wahlweise deutschen Untertiteln) durch diese bewegte Anfangszeit seiner Band. Zwischen den alten Aufnahmen, die trotz ihrer 35 Jahre technisch sehr gut und überraschend scharf herüberkommen, erklärt er, getreu seinem Motto "Just an old guy having fun", wie er zum Flötenspiel kam, was Religion (in Bezug auf den Song "My God") in seinem Leben bedeutet und wie er retrospektiv die Ereignisse von damals sieht. Die fünf Songs, die komplett gezeigt werden (plus die Doppelzugabe "We Used To Know" / "For A Thousand Mothers"), präsentieren JETHRO TULL in unglaublicher Spiellaune, die in immer extremeren Soloeskapaden ihres Frontmannes gipfelt. Schaut Euch nur mal den Mittelteil des überragenden "My God" an. Dass da keiner mit der weißen Jacke gekommen ist…. Ein weiteres Highlight ist das ebenfalls geniale "Dharma For One", das in einem wahnsinnigen Drumsolo von Clive Bunker gipfelt, Hammer! Die anderen Songs, "Bouree", "My Sunday Feeling", "A Song For Jeffrey" (aufgenommen beim "Rolling Stones Rock’n’Roll Circus" mit dem kurzzeitigen Bandmitglied Tony Iommi an der Gitarre) und "Nothing Is Easy", gehören ebenso zum Pflichtprogramm für Alt - Proggies und krönen diese sehr gelungene DVD. Lediglich die magere Spielzeit von knapp 80 Minuten (man hätte hier wirklich, wie oben schon angedeutet, den kompletten Gig zeigen können) ist nicht das Gelbe vom Ei, wogegen das Ohr aber mit wahlweise "Stereo 2.0", "Dolby 5.1" oder sogar "Dolby DTS Surround Sound" entschädigt wird. Als Bonus gibt es eine nette, aber verzichtbare Fotogalerie und ein Begleitbooklet mit interessanten Liner - Notes von "Flöten - Ian" persönlich. Objektiv betrachtet eine sehr gelungene und absolut sehenswerte DVD, aber ob man für so ein relativ kurzes Vergnügen den Vollpreis von etwa 20 Euro löhnen muss, sei jedem selbst überlassen…

Nothing Is Easy: Live At The Isle Of Wight 1970


Cover - Nothing Is Easy: Live At The Isle Of Wight 1970 Band:

Jethro Tull


Genre: Progressive
Tracks: 19
Länge: 79:30 (DVD)
Label: Eagle Vision
Vertrieb: Edel