Review:

Strays

(Jane's Addiction)

Jawoll - Welcome back!! Wäre doch nur jede zweite Reunion so positiv ausgefallen wie die hier von JANE’S ADDICTION, dann müßte man sich weit weniger ärgern bzw. Zeit mit lustlos aufgewärmten "Altmaterial" verschwenden wie u.a. bei AUTOGRAPH, HONEYMOON SUITE und Konsorten geschehen. Wahrscheinlich hatte auch keiner mehr so recht damit kalkuliert, daß diese Kapelle überhaupt noch mal was auf die Beine bringt und dann wird einem so ein wirklich knalliges und mit viel Power verpacktes Scheibchen Namens "Strays" um die Lauscher gehauen. Gegen Ende der glorreichen 80er schwangen sich Jane’s Addiction zusammen mit ihrem stets etwas extravagant aussehenden und vor allem klingenden Sänger Perry Fare auf, um quasi als eine Art Vorreiter für die kurz bevorstehende Grungewelle mit Bands wie SOUNDGARDEN, PEARL JAM oder auch NIRVANA zu agieren. Dies kann man jetzt im Nachhinein durchaus als Alternative Rock bezeichnen, allerdings war dieses Genre rein begriffstechnisch damals erst in den Anfängen. Nach rund 12 Jahren Abstinenz (die zwischenzeitliche Livetour von 97’ lassen wir mal außen vor) greifen Jungs nun noch mal richtig volle Kanne an. Im Gegensatz zum Original-Line-up ist lediglich Bassmann Chris Chaney neu dabei ansonsten sind besetzungstechnisch natürlich Gitarrist Dave Navarro, der zwischenzeitlich auch mal bei den RED HOT CHILI PEPPERS mitgemischt hatte, genauso wieder an Bord wie Drummer Stephen Perkins und der bereits erwähnte Vocalist. Als "Nummersicherwenhabichnichtschonallesproduziert" wurde Bob Ezrin (u.a. PINK FLOYD, KISS, ALICE COOPER) für diese Scheibe auserkoren. Der Sound ist dabei klar und dynamisch ausgeprägt, klar zur Brachialtieftonrifffraktion unter den "Alternativen" haben Jane’s Addiction noch nie gehört aber die 11 Songs bewegen sich stilistisch gekont zwischen Rock, Metal, Alternative sowie deutlichen Funkeinflüssen a la Peppers. Das Ganze kommt dabei wunderbar knackig-frisch aus den Boxen mit der typisch kopflastigen stimme Perrys, es scheint so als wäre die Band in eine Art Jungbrunnen gefallen und wollte jetzt alles nachholen, was in den Jahren zuvor versäumt wurde. Bereits der treibende Opener "True Nature" bläßt einem förmlich weg, gefolgt vom aufrührenden Titelsong sowie dem hymnenhaften "Just Because", bei "Price I Pay darf die exzellente Rhythmusfraktion mit toll groovenden Bass auch mal einen Discobeat miteinstreuen, das energiegeladene "Riches" sowie das funkige "Wrong Girl" sind die Höhepunkte eines absolut überzeugenden Werkes, das mit "Everybody’s Friend" sogar eine schöne Akustikballade enthält. Lediglich zwei mehr oder weniger Füllertracks gegen Ende mit "Suffer Some" & "Hypersonic" sind net ganz so dolle, hier wurde etwas zuviel dem Gedudel gefrönt, verzeiht man der Band angesichts des restlichen guten Materials aber gerne. Und wenn dann ganz zum Schluß noch so was cooles wie das sphärisch angehauchte "To Match The Sun" folgt, ändert dies erst recht nichts am mehr als soliden Gesamteindruck. Nach Alben wie "Jane´s Addiction” (1987), "Nothing´s Shocking” (1988) oder "Ritual De Lo Habitual” (1990) kann man beruhigt feststellen, die Jungs haben sich ihr leicht exentrisches Image erhalten mit neuen Impulsen versehen ohne dabei mit allzuviel Retroattitüde daherzukommen. Immer noch ein wenig eigenwillig aber irgendwie mitreißend-kraftvoll sollte man sich "Stray" einfach mal geben.

Strays


Cover - Strays Band:

Jane's Addiction


Genre: Alternative
Tracks: 11
Länge: 47:14 (CD)
Label: Capitol
Vertrieb: BMG