Review:

Elements Of Persuasion

(James LaBrie)

TIPP
Mann muß sich wirklich ernsthaft fragen, warum DREAM THEATER Sänger James LaBrie auf den bisherigen CD's seiner Stammcombo als Songwriter so relativ kurz gehalten wird. Sein aktuelles drittes Soloalbum (nach den beiden MULLMUZZLER Geschichten) "Elements of Persuasion" zeigt den Vocalisten jedenfalls in bestechender Form und zwar in allen Belangen.

Rein stimmungsmäßig überwiegen auf dieser Scheibe zwar ähnlich düsteren Klangbilder wie auf der letzte Scheibe der New Yorker "Train Of Thought" aber die Songs kommen hier ohne diesen stets irgendwie präsenten hohen technischen Anspruch von DT aus. Dies soll jetzt aber nicht heißen, dass es deshalb oberflächlicher zu Sache geht - ganz im Gegenteil die 12 Tracks auf EOP wirken authentisch, der erdige Sound und die exzellente Mischung aus brettharten Bangerstoff mit wunderbar fließenden Midtemposongs sowie melancholischen Balladen überzeugt auf ganzer Linie. Eine ganz besondere Rolle für die vielfach recht experimentell klingenden Arrangements sind die vielfältigen Samples (u.a. "Invisible"), Drumloops und sehr variablen Keyboardsounds, die dem Album einen modernen Anstrich verpassen. Es scheint außerdem wirklich so, dass LaBrie den Thrash als seine Wurzeln ansieht, anders lassen sich solch aggressiv-schnellen und melodisch zu gleich wirkende Tracks wie der Brecher "Crucify" oder das fast schon industrial angehauchte "In Too Deep" nicht deuten. Auch in höchsten Lagen (zwar etwas weniger häufig) bei klassischen Shouterparts vermag James genauso zu überzeugen wie bei gefühlvollem, beinahe schon wieder popig geprägten Material z.B. bei dem lässigen "Lost". Eine betont focusierte progressivere Ausrichtung steht nicht immer prägnant im Vordergrund, er lässt es dafür lieber etwas weniger anstrengend klingen in dem immer mal wieder ein paar moderne Gimmicks wie Sprechgesang ("Oblivious") oder leichte New Metal Anleihen mit recht tief gestimmten Gitarren z.B. bei "Pretender" eingeflochten werden. Das hört sich jetzt vielleicht etwas wilder an, als es in Wahrheit klingt, denn trotz dieser vielen verschiedenen Stilvariationen ist "Elements Of Persuasion" ein homogenes Werk geworden, auf dem das charismatische Organ LaBrie's die alles miteinander verbindende Schaltzentrale darstellt. Fans melodischen Progmetals sowie gleichermaßen "normale" DT-Anhänger kommen hier sicher auf ihre Kosten. Es grooved an allen Ecken und Enden, kühl konstruierte Komplexität sucht man vergeblich, jeder Song ohne Ausnahme fesselt durch gelungene Instrumentierung und spitzenmäßige Hooks, die modernen Einflüsse dienen allemal zur Belebung bzw. sorgen für eine ungemeine Frische. Außerdem hat der Kanadier seine bekannt intellektuelle Tiefgründigkeit auch wieder in seinen sehr persönlich gehaltenen Texten mit wohldurchdachter Wortwahl und schönen Metaphern Ausdruck verliehen.

Wie schon bei den anderen Soloalben sind Keyboarder Matt Guillory, Mike Mangini (Ex-EXTREME) an den Drums sowie Bassist Bryan Beller in der Band dabei. Neu an Bord ist der italienische Gitarren-Shootingstar Marco Sfogli und der macht wirklich einen klasse Job, viele überzeugende Licks mit klarer Linie ohne dabei zu dick aufzutragen. Wem also solche superbe Songhighlights wie das mit tollen Percussions ausgestattete melancholisch fesselnde "Smashed" oder das wunderbare mit genialen Gitarrensolo unterlegte "Slightly Out Of Peach" nicht die Tränen in die Augen treibt, dem ist nicht mehr zu helfen. Die Scheibe beschwört stellenweise sogar das ein oder andere "Images & Words" Dejavu herauf, was schon für sich spricht. Für diesen Solostreich von James LaBrie (wenn wir so was bei MI hätten) kann daher einfach nur die Höchstpunktzahl ausgesprochen werden "Elements Of Persuasion" sollte man haben.

Elements Of Persuasion


Cover - Elements Of Persuasion Band:

James LaBrie


Genre: Progressive
Tracks: 12
Länge: 66:39 (CD)
Label: InsideOut
Vertrieb: SPV