Review:

Ample Destruction

(Jag Panzer)

"True Epic Power Metal” - ein solcher Aufdruck wird heute jeder drittklassigen Nachwuchsband auf das Frontcover adhäsioniert. Dabei wissen die Wenigsten, was sie sich darunter denn überhaupt vorzustellen haben. Nach dem Genuß von "Ample Destruction" weiß das auch der letzte zurückgebliebene Hinterwäldler, denn die fünf Jungs aus Colorado haben mit diesem Album, das man ohne Bedenken zu den zehn besten Power Metal - Alben aller Zeiten zählen darf, einen absoluten Meilenstein der Metalzunft zusammengelötet. Gegründet Anfang der 80er Jahre, firmiert man zunächst noch unter dem Namen "Tyrant" und holt mit einem Demo den ersten Deal ins Haus, bevor eine unbetitelte EP, die später nur noch "Tyrant’s EP" genannt werden sollte, das Preßwerk verläßt und mit einem grottenüblen, trashigen Cover daherkommt, das der Musik zu keiner Sekunde gerecht wird. Zu diesem Zeitpunkt trägt man bereits den Namen "Jag Panzer", benannt nach einem "Jagdpanzer"- Aufkleber (bei dem wohl das "d" fehlte) auf einem alten VW auf dem Hinterhof des Studios. Nach dem Einstieg von Supergitarrist Joey Tafolla beginnt man mit den Aufnahmen zu "Ample Destruction", von dem bis zum heutigen Tag unzählige Versionen in Vinyl,- und CD-Form erschienen sind. Hört man sich dieses Album heute, nach knapp 20 Jahren, an, muß man feststellen, daß das Ding, das damals in der von Slayer, Metallica und Co. beherrschten Zeit fast völlig unterging, genau das verkörpert, wonach sich tausende von Bands in aller Welt heute noch die Milchzähne weichbeißen: METAL in Perfektion, METAL und nochmals METAL. Jahrhundertsongs wie "License to kill", "Warfare", "Symphony of Terror", "Harder than Steel", "Generally hostile", "The Watching”, "Reign of the Tyrants”, "Cardiac Arrest” und die göttliche, von irren Soli veredelte Halbballade "The Crucifix” (jau, das waren alle - konnte mich nicht entscheiden, welche ich hier aufzähle) sind heute noch Referenz für alle Heavy Metal-Bands und einfach nicht zu übertreffen. Und über allem thront die alles überragende, von 4(!!!) Oktaven angetriebene Superstimme von Harry "The Tyrant" Conklin, dem meiner Meinung nach besten Powermetal-Sänger der Welt (der hier so böse und tief singt wie später nie wieder). Und wie siehts heute aus? Ist die Band wie viele andere Weggenossen nach einem Referenzalbum abgetreten, lebt heute vom alten Kult und versiegtem Ruhm und beruft sich nach mehr schlechten als rechten Reunions auf die alten Sachen? Nun ja, es gab Anfang der 90er ein Comeback mit einem mäßigen Album ("Dissident Alliance" - mit Daniel J. Conca am Mikro), das aber (zum Glück) im Sande verlief und 1996 eine Reunion mit Harry Conklin ("The Return") hervorbrachte. Der Rest ist Geschichte. Die Band hat bis heute in der neuen/alten Besetzung (wenn auch jetzt ohne Joey Tafolla) ein Megaalbum nach dem anderen veröffentlicht (die allesamt das Niveau von "Ample Destruction" locker halten), ist auch auf der Bühne die beste Power-Metal-Band dieser blauen Kugel (habs ausprobiert) und hat leider erst in den letzten zwei Jahren wieder Songs von "Ample Destruction" gespielt, die vom treuen Publikum in etwa so aufgenommen wurden wie die rettende Spritze von einem Junkie auf der Toilette vom Bad Pyrmonter Hauptbahnhof. Ach ja, das Album gibt es jetzt wieder (fast) offiziell als amerikanischen Re-Release (superbes Bootleg von "No Poser Records" mit der "Tyrant’s EP" als Bonus) auf diversen Metalbörsen oder zum Beispiel über Ebay. Wer das Teil irgendwo erspäht, auch nur entfernt auf Metal, Metal und Metal abfährt und wissen will, wie die Essenz seiner Lieblingsmucke nichts von ihrem unschätzbaren Wert verloren hat, muß hier zugreifen oder dumm sterben. Einen "True Epic Power Metal"-Aufkleber auf dem Cover hat dieses Album meines Wissens nach aber nicht...

Ample Destruction


Cover - Ample Destruction Band:

Jag Panzer


Genre: Power Metal
Tracks: 9
Länge: 40:14 (CD)
Label: Azra
Vertrieb: Iron Works