Review:

Dark Matter

(IQ)

TIPP
Nach gut drei Jahren beehrt uns die britische Neo Progressive Rock Legende IQ, die mittlerweile, gegründet bereits Anfang der 80er Jahre, mehr oder weniger als einzigste Vorzeigeband an der Spitze des Genres übrig geblieben ist, mit einem neuen Album "Dark Matter". Vergleichbare Formationen wie u.a. die "alten" MARILLION machen heutzutage musikalisch etwas völlig anderes. Betont düsterer so lautete das Credo vorab, soll es zugehen auf "Dark Matter" Titel sowie Artwork sind daher gleichermaßen Programm - aber keine Angst die Jungs mutieren nicht zur schwarzbekittelten Depricombo mit Weltschmerzattitüde sondern ich würde das Ganze nur als etwas dunkler wie gewohnt einordnen wollen. Denn die Scheibe bietet nachwievor alles was die Fans an dieser Band so lieben, nur die Gesamtausrichtung wirkt durch die Verwendung etwas verstärkt in Moll geprägter Harmonien etwas ungewohnt "schwarz" und noch melancholischer als auf vorherigen Alben. Insgesamt fünf Tracks gibt’s hier zu hören, die übrigends in keinem größeren konzeptionellen Zusammenhang zueinander stehen, wobei vor allem das überlange fast 25-minütige "Harvest Of Souls" das eigentliche Kernstück der CD ist. Wie schon gesagt auch "Dark Matter" beinhaltet nachwievor die typischen etwas verspielten Bombastrockversatzstücke mit vielen Retroelementen nur innerhalb dieses Grundgerüst bzw. als so eine Art Mantel ist die jeweilige Ausprägung der Songs soundmäßig etwas anders ausgefallen. Dies fängt schon an bei den äußerst variantenreichen Keyboards von Martin Orford (durfte ja auch beim aktuellen AYREON Meisterwerk "The Human " einige Soli beisteuern) die verstärkt mit mächtigen Hammond Orgelsounds äußerst wohlklingend daherkommen und so der CD einen wesentlich volleres Tiefenklangbild verleihen. Auch die Gitarrenarbeit von Michael Holmes bietet neben den gewohnt virtuosen melodischen Soli diesmal beinahe schon frickelige sowie recht ungestüme Parts. Das Schlagzeug addiert sich mit viel Power zusammen mit einem individuell klingenden Bass zu einem perfekten Zusammenspiel. Wie gewohnt sorgt Peter Nicholls als "die Stimme" mit seinen einfühlsamen Geschichten, bei denen er diesmal seine Texte alle irgendwie um das Grundthema Angst u.a. vor der Zukunft bzw. wie sich (Um-) Welt um uns herum entwickelt, aufgebaut hat. Mit seinem charismatischen Organ, das diesmal sogar mal mit modernen Samples verfremdet wurde, betont er immer sehr emotional sämtliche Stimmungslagen, inmitten der stets reizvollen Kontraste zwischen zunächst leise introvertierten sowie aggressiv dynamischer Songs, in perfekter Symbiose mit den Instrumenten. Schon der gelungene Opener "Sacred Sound" mit seinem düsteren Orgelintro am Anfang bietet mit einem schönen Hookgrundthema, mitreißenden Instrumentalparts sowie dem spannungsgeladenen Aufbau IQ-Prog as it's best. Was man beim zweiten Track nicht mehr so ganz behaupten kann, dem mir schlicht etwas zu ruhigen akustisch gehaltenen "Red Dust Shadows" fehlt schlicht der Pepp. "You Never Will" kann dann aber mit einem rasanten Keyboard und Gitarrenduell wieder voll überzeugen. Für mich dass stärkste Stück aber ist zweifellos "Born Brilliant" eine Art wuchtiger Space Rock Song in bester STAR ONE Manier mit diesen flirrenden sowie sphärischen Keyboardsounds - super gemacht und dann kommt noch ein absolut abgefahrenes Gitarrensolo am Schluß. Klar, das eigentliche Grundstück des Albums bildet "Harvest Of Souls" musikalisch als eine Art Quersumme der vorangegangen Songs (mit stärkerer "Subterranea" und ganz leichterer "Nomzamo" Schlagseite) alle Komponenten miteinander verbindet und trotz längerer melancholischer Passagen am Anfang, dann doch in einen kompakt frischen klingenden Progressive Rock Song mündet. "Dark Matter" ist zusammenfassend eine wirklich starke Scheibe geworden und braucht sich vor den hochklassigen Alben der Vergangenheit nicht zu verstecken - ganz im Gegenteil IQ haben sich erfolgreich neu definiert.

Dark Matter


Cover - Dark Matter Band:

IQ


Genre: Progressive
Tracks: 5
Länge: 53:18 (CD)
Label: InsideOut
Vertrieb: SPV