Review:

Idmen

(Indukti)

Aus Polen komme ja mittlerweile viele gute bis sehr gute Progkapellen und jetzt auch INDUKTI. Die Labelkollegen von RIVERSIDE haben musikalisch aber auch nicht ansatzweise irgendwelche Gemeinsamkeiten mir ihren Landsmännern aufzuweisen, muss auch nicht sein, wäre ja ziemlich langweilig und innovationslos. Dies Kapelle ist sowieso eine völlig andere Baustelle als die sonstige Klientel bei InsideOut Music, denn dieses, ich nenne es mal eigentlich zu schlicht formuliert „Spektrum“, das INDUKTI auf „Idmen“ präsentieren ist schon etwas ganz besonderes und auch recht speziell.

Ein Vergleich mit irgendwelchen Bands, egal welcher Couleur, ist dabei völlig zwecklos genauso wie eine auch nur annährende Katalogisierung oder Beschreibung was diese fünfköpfige Formation rein musikalisch als auch gefühlsmäßig bzw. atmosphärisch so alles zu bieten hat. „Ungewöhnlich“ ist hier mehr als untertrieben. Schon das Debütwerk "S.U.S.A.R." (2004) entzückte vor allem die Kritiker und die Hard Progfreaks. Viele der beteiligten Bandmitglieder sind ausgebildete Musiker, und kommen teilweise aus dem Bereich der Klassik-Musik und dies hört man dem Sound teilweise schon recht deutlich an. Diesen sehr erweiterten Horizont lassen INDUKTI in ihre doch recht unorthodoxen Arrangements mit einfließen, so dass auch Trompeten oder Hackbrettsounds miteinfließen. INDUKTI machen eigentlich im Grunde rein instrumentelle Musik die normalerweise durch reines improvisieren im Proberaum entsteht, einen Druck verspürt die Band dabei anscheinend nicht. Aber für diese Scheibe hat man sich jetzt ganz bewusst für Gastsänger entschieden d.h. eigentlich hat man für die fertige Musik die entsprechenden Stimmen gesucht, so dass Nils Frykdahl (SLEEYTIME GORILLA MUSEUM), Maciej Taff (ROOTWATER) und Michael Luginbuehl (PRISMA) sich durchaus gekonnt einbringen konnten, wenn auch nur als eine Art Nebenklang und nicht als die melodieführende Gesangsstimme.

Das Gebräu auf „Idmen“ aus Prog Rock, Metal, Klassik, Wordlmusic, Folk, etwas Popavantgarde, Ambient und immer wieder Klänge aus fremden Kulturen sowie Ländern wie Australien und Indien ist schon sehr, sehr speziell und mitunter auch recht gewöhnungsbedürftig.
Die etwas heftigeren Momente machen deutlich, dass hier skandinavische Bands wie DIMMU BORGIR oder MESHUGGAH eine großen Einfluss ausgeübt haben.

Im Endergebnis bietet dieses Album sehr viele Facetten mit acht intensiv-komplexen Tracks. Mir fehlt mitunter etwas der roten Faden, die ganz großen Melodien. Sicher sind hier Könner am Werk mit technisch hochwertiger Musik, aber manchmal übertreibt man es für meinen Geschmack etwas. Vielleicht ist es schon etwas zu intellektuell, abgehoben und mit zu vielen Achterbahnfahrten ins Nirwana von manchmal diffusen Klangwelten. Als Opener kommt das mit heftigen Riffs und vielen Breaks versehene „Sansara“ absolut überzeugend daher mit schöner Dynamik und dann geht der Song nach fünf Minuten in eine tolle gefühlvolle klassische Passage über mit schönem Violineneinsatz. Der teilweise düstere Sprechgesang bei „Tusan Homichi Tuvota“ überzeugt mich dann eher nicht so ganz, auch der Song ist eher höhepunktlos. Sehr heftig dann wieder „...And Who's The God Now?” als so eine Art übersteigerte OPETH mit Eingeborenen-Sounds am Ende. Immer wieder werden metallische Sounds mit getrageneren Parts vermengt, mir gefällt „Ninth Wave“ mit seinem leicht jazzigen ambient Charakter mit am besten. Die Produktion ist sehr druckvoll, es gibt wenig Gesang, die manchmal sehr verspielt psychedelischen Passagen haben fast schon was soundtrackartiges.

In dieses Album muss man sich aber erstmal richtig hineinhören, hier gibt es Kopfkino pur, nichts von der (Prog)Stange und da gibt es auch beim x-ten Durchlauf noch viel zu entdecken. Alleine deshalb ist „Idmen“ eine höchst lohnenswerte Sache für alle Neugierigen und für die Freaks sowieso, der Rest dürfte mit diesem wirklich harten Brocken nur wenig anfangen können.

Idmen


Cover - Idmen Band:

Indukti


Genre: Progressive
Tracks: 8
Länge: 63:18 (CD)
Label: InsideOut Music
Vertrieb: SPV