Natürlich ist "Soundtrack To Your Escape" ein relativ geiles Album, für das
sich viele andere Musiker ihr rechtes Ei abschneiden würden. Aber: Es ist nicht
das Album geworden, das ich nach dem letzten Sommer von IN FLAMES erwartet
habe. Wir drehen das Rad der Geschichte mal eben für ein paar Monate zurück bis
zum August des letzten Jahres: IN FLAMES regierten über jedes Festival, das
sich ihnen zu Füßen legen durfte, bis zu 40.000 Metal Maniacs fraßen Anders
Fridén aus der Hand und reagierten auf das kleinste Fingerschnippen - einen
Zustand, den im Metal lange keine Band mehr erreicht hat und den man landläufig
eher von Robbie Williams gewohnt ist. Ich hatte den Eindruck, die Schweden
hätten an dieser lustigen Form des Größenwahns ihren selbstironischen Spaß
gefunden, und jeder so sein kleines Ventil, bei dem man andere Gefühle ablassen
konnte, Jesper seinen Hang zu Death/Black-Gemetzel bei DIMENSION ZERO, und
Anders seine psychotischen Beziehungstexte bei PASSENGER. Zu früh gefreut:
"Soundtrack..." ist super-düster geworden, und es sind wenige Hits dabei, kaum
ein Song, den man live mitgröhlen kann, und mit "The Quiet Place" der
eingängigste sehr ruhig - wie der Name schon sagt. Vielleicht entwickelt "Dead
Alone" nach dem x.ten Hören noch ein gewisses Wiedererkennungspotential.
Während IF bis letztes Jahr eindeutig "Leaders, not followers" waren und man
mit "Reroute To Remain" meinen konnte, IN FLAMES hätten Kompass und Karte für
die perfekte Platte gefunden, gehen sie mit "Soundtrack To Your Escape" zwei
Schritte zurück und einen weiter auf den alten Onkel Metal zu - und es wirkt
ein wenig verlaufen und verloren.
"Schuld" daran ist wahrscheinlich die letzte Tour - auf der IN FLAMES doch von
vielen alten Wegbegleitern darauf hingewiesen sind, dass die damals neuen Songs
live zu poppig klängen. Lustig, dass ausgerechnet mit SOILWORK die Partners in
Crime sich selbst im vergangenen Jahr dadurch profiliert haben, dass sie keinen
"Metal für Mädchen" mehr machen würden... Aber ich bin ja auch eins.
Soundtrack To Your Escape

In Flames
Genre: Death Metal
Tracks: 12
Länge: 47:2 (CD)
Label: Nuclear Blast
Vertrieb: Nuclear Blast