Review:

Soundtrack To Your Escape

(In Flames)

Im Vorfeld dieser von Großteilen der Extrem-Mörtel-Gemeinde schwerstens herbei gesehnten Veröffentlichung stellten sich diverse Frage: Würden IN FLAMES einen Rückzieher vom musikalisch gewagten Vorgänger machen? Oder würde die Band den auf "Reroute To Remain" eingeschlagenen Weg konsequent weiter verfolgen? Würde "Soundtrack To Your Escape" gar ein New Metal Album werden? Fest steht, IN FLAMES 2004 sind IN FLAMES geblieben, unverkennbar, von den ersten Takten an. Alleine der Opener, das Vollbrett "F(r)iend", lässt keinerlei Zweifel aufkommen, die Jungs wären ausgewimpt: Anders growl-kreischt dem Irrsinn nahe wie selten zuvor, Daniel und Peter pumpen und donnern wie die Hölle an ´nem schlechten Tag, Jesper und Björn bauen die gewohnt meterhohen und tonnenschweren Riffwände auf, und die Produktion bläst einen um, wie ein Orkan. Mit der anschließenden Single "The Quiet Place", dem erwartungsgemäß eingängigsten Song, sind dann schnell die beiden Extreme der Scheibe definiert - der Rest bewegt sich weitestgehend zwischen der Brachialität des Openers und den Widerhaken setzenden Harmonie-Ohrwürmeleien des zweiten Stücks. Hier auf jeden Song detailliert einzugehen, wäre Nonsense - IN FLAMES befinden sich mit ihrem "Soundtrack To Your Escape" nach wie vor an der Spitze der Melodic Death Metal-Bewegung und haben auf diesem Level mit Soilwork nur einen ernsthaften Konkurrenten um den Thron zu befürchten. (heavy)


Natürlich ist "Soundtrack To Your Escape" ein relativ geiles Album, für das
sich viele andere Musiker ihr rechtes Ei abschneiden würden. Aber: Es ist nicht
das Album geworden, das ich nach dem letzten Sommer von IN FLAMES erwartet
habe. Wir drehen das Rad der Geschichte mal eben für ein paar Monate zurück bis
zum August des letzten Jahres: IN FLAMES regierten über jedes Festival, das
sich ihnen zu Füßen legen durfte, bis zu 40.000 Metal Maniacs fraßen Anders
Fridén aus der Hand und reagierten auf das kleinste Fingerschnippen - einen
Zustand, den im Metal lange keine Band mehr erreicht hat und den man landläufig
eher von Robbie Williams gewohnt ist. Ich hatte den Eindruck, die Schweden
hätten an dieser lustigen Form des Größenwahns ihren selbstironischen Spaß
gefunden, und jeder so sein kleines Ventil, bei dem man andere Gefühle ablassen
konnte, Jesper seinen Hang zu Death/Black-Gemetzel bei DIMENSION ZERO, und
Anders seine psychotischen Beziehungstexte bei PASSENGER. Zu früh gefreut:
"Soundtrack..." ist super-düster geworden, und es sind wenige Hits dabei, kaum
ein Song, den man live mitgröhlen kann, und mit "The Quiet Place" der
eingängigste sehr ruhig - wie der Name schon sagt. Vielleicht entwickelt "Dead
Alone" nach dem x.ten Hören noch ein gewisses Wiedererkennungspotential.
Während IF bis letztes Jahr eindeutig "Leaders, not followers" waren und man
mit "Reroute To Remain" meinen konnte, IN FLAMES hätten Kompass und Karte für
die perfekte Platte gefunden, gehen sie mit "Soundtrack To Your Escape" zwei
Schritte zurück und einen weiter auf den alten Onkel Metal zu - und es wirkt
ein wenig verlaufen und verloren.
"Schuld" daran ist wahrscheinlich die letzte Tour - auf der IN FLAMES doch von
vielen alten Wegbegleitern darauf hingewiesen sind, dass die damals neuen Songs
live zu poppig klängen. Lustig, dass ausgerechnet mit SOILWORK die Partners in
Crime sich selbst im vergangenen Jahr dadurch profiliert haben, dass sie keinen
"Metal für Mädchen" mehr machen würden... Aber ich bin ja auch eins.

Soundtrack To Your Escape


Cover - Soundtrack To Your Escape Band:

In Flames


Genre: Death Metal
Tracks: 12
Länge: 47:2 (CD)
Label: Nuclear Blast
Vertrieb: Nuclear Blast