Review:

Das Seelenbrechen

(Ihsahn)

Zu Ihsahns Schwenk vom stilprägenden Black Metal früherer Tage hin zu avantgardistischen Klängen, viel Progressivität und Experimentierfreude muss man nicht mehr viel sagen; wer in diesem Jahrzehnt noch immer „In The Nightside Eclipse Part II“ erwartet, wird hoffnungslos vor einen Bus laufen. Das interessanterweise deutsch betitelte „Das Seelenbrechen“ ist schon sein fünftes Album innerhalb von sieben Jahren und die konsequente Weiterentwicklung von „Eremita“ und – das muss man einfach sagen – ein schwerer Happen. Mit der musikalischen Öffnung ist im Laufe der Jahre leider ein selbst auferlegter, meiner Ansicht nach gekünstelter Anspruch eingezogen, den Ihsahn, so gut er als Songwriter und Visionär sein mag, nicht erfüllen kann. Ähnliche Symptome hat man auch bei Devin Townsend („Ghost“ oder „Deconstruction“) oder OPETH („Heritage“) bemerkt, die gerne mal übers Ziel hinausschossen und vor lauter Freiheit die Zugänglichkeit aus den Augen verloren. Ein weiteres Indiz sind die pseudointellektuellen, viel- und nichts sagenden Titel auf „Das Seelenbrechen“: „Regen“, „NaCl“, „Rec“ oder „M“. Und warum „Tacit 2“ vor „Tacit“ kommt, weiß auch nur der Meister selbst. Besonders Ersteres (also Teil Zwei…) ist ein heftiges Krachmonument industrieller Prägung, das einem atmosphärischen Schmeichler wie „Pulse“ oder einer wenig essentiellen Noise-Orgie wie „See“ in starkem Kontrast gegenübersteht. Man kann das Album nicht als wirklich schwach einordnen, dafür ist es zu vielseitig und zu gut umgesetzt, aber es fehlt das Gesamtbild, der rote Faden, den Ihsahn bei seinen unterschiedlichsten Arbeiten stets in der Hand hielt – schon damals bei EMPEROR.

Das Seelenbrechen


Cover - Das Seelenbrechen Band:

Ihsahn


Genre: Progressive
Tracks: 10
Länge: 48:55 (CD)
Label: Candlelight Records
Vertrieb: Soulfood