Review:

Apocalyptic Raids

(HELLHAMMER)

TIPP

Als der Metal Anfang der 80er noch in den Kinderschuhen steckte, gab es selbstverständlich etliche Bands, die mit diesem Stil anfingen zu experimentieren. Extreme Formen und Spielarten entstanden und mit VENOM und HELLHAMMER tauchten zwei Bands auf, die man getrost als Godfather des Black- bzw. Deathmetal bezeichnen kann. Im Vergleich zu VENOM, die heute noch ihr Unwesen treiben, existierten HELHAMMER lediglich zwei Jahre lang, nämlich von Mai 1982 bis Mai 1984. Um so erstaunlicher ist es, dass die Schweizer Kombo um Thomas Gabriel Fischer (Gitarre und Gesang) alias Tom Warrior oder damals Satanic Slaughter, auch heute noch zu den einflussreichsten Bands in diesem Genre zählt.
Zusammen mit seinem langjährigen Wegbegleiter Martin Eric Ain (am 17.10.17 gestorben) alias Slayed Necros (Bass) und dem Schlagzeuger Jörg Neubarth alias Denial Fiend nahm Tom Warrior die EP “Apocalyptic Raids“ im März 1984 in Berlin auf. Dass dieses Werk 36 Jahre später als wegweisende Kultscheibe gelten und in remasterter Form neu erscheinen würde, hätte weiß Gott niemand gedacht, erst recht nicht Mr. Fischer.
Nicht nur die Medien, sondern Tom selbst fanden im Nachhinein nicht viel Gutes an der Platte. Die Musik war zwar simpel, teils doomig und erinnerte ein wenig an die frühen MOTÖRHEAD und natürlich VENOM mit leichtem Punkeinfluss. Technisch und musikalisch war sie jedoch ein deutlicher Schritt nach vorne. Nicht unwesentlich war dabei die Produktion, die das Album düster, metallisch und böse wirken lies.
Den überwiegend satanischen Texten, sowie der unsauberen Instrumentierung konnte die Presse wenig abgewinnen und nannte das Ganze dilettantisch. Tom und Ain bezeichneten das Konzept als zu schwach und gaben als weiteren Grund für die kurz darauf folgende Auflösung an, dass HELLHAMMER seine musikalischen Grenzen erreicht hätte.

Ich persönlich entdeckte HELLHAMMER auf dem “Death Metal“-Sampler, der die beiden Tracks “Revelations of Doom“ und “Messiah“ enthielt.
Aufgenommen wurden diese beiden Nummern während der Session für “Apocalyptic Raids“ und befinden sich, wenig überraschend nun auf der vorliegenden CD.
Bis auf “Triumpf Of Death“, ein Doombrocken sondergleichen, der über 9 Minuten dauert, poltern die restlichen 5 Songs trocken, rotzig, fies, angepisst, groovig und dennoch grandios aus den Boxen. Für meinen Geschmack wirkt die remasterte Version jedoch fast ein wenig zu glattgebügelt. Ich vermisse irgendwie das Kreischen der Hochtöner, wenn Tom seine Herz zerreißenden Killerriffs raus haut (ist aber Jammern auf hohem Niveau). Als Vergleich dient mir leider nur noch das, was in meiner Erinnerung übrig geblieben ist und das letzte Output von 2009 “Demon Entrails“ (Sampler mit den ersten drei Demos).
Der Sound ist gut und setzt jeden der drei Protagonisten gut in Szene. Die Gesangsparts wirken dominanter und deutlicher als auf dem Original. Insgesamt klingt alles ein bisschen weichgezeichnet, passt aber und wird vor allem neuen Fans den Zugang erleichtern.
Der fulminante CELTIC FROST Vorgänger machte aus HELLHAMMER mythische Ikonen des Metals und wird auch für künftige Generationen in diesem Genre als Blaupause dienen.
Die Songs alleine sind an morbider Genialität und wahnsinnigem Dilettantismus indes nicht zu toppen. Uhh!

Apocalyptic Raids


Cover - Apocalyptic Raids Band:

HELLHAMMER


Genre: Black Metal
Tracks: 6
Länge: 27:16 (CD)
Label: Noise Records
Vertrieb: BMG