Review:

Wheels Of Impermance

(Heaven's Cry)

HEAVEN’S CRY wollen es tatsächlich nochmal wissen und haben jetzt mit “Wheels of Impermanence” ihr drittes Album seit dem Debüt („Food for Thought Substitute“/1996) sowie nach dem Zweitwerk (2002) und zehn Jahren kompletter albummäßiger Funkstille auf ihre Fans losgelassen. Diese vierköpfigen kanadischen Band aus Montreal hat sich erst 2011 zu einem Konzert wieder zusammengetan und frönt weiter stilistisch ganz klar dem lupenreinen Progmetal. Aber halt der etwas sperrigeren Art. Will sagen mit dem u.a. von THRESHOLD aktuelle gerade genial vertonten neuen Werk „March Of Progress“ haben diese Herren doch deutlich weniger am Hut. Hier gibt es keinen dieses meist sofort zündenden „Wohlfühl-Melodienselligkeits’“-Prog Power Metal der genannten Briten zu finden - hier darf man sich schon doch etwas mehr durch die sperrig-breaklastigen Songs mit starker Bassbetonung sowie vielschichtiger Melodielinien reinhören.

Ist ja auch kein Problem oder gar eine negatives Qualitätsmerkmal - im Gegenteil also die Lauscherchen aufgestellt, am besten mit Kopfhörer, und die knapp 50 Minuten ein durchaus sehr lohnendes Progfeuerwerk auf sich einprasseln lassen.

Seit dem von mir ebenfalls besprochenen Zweitalbum "Primal Power Addiction" (2002) ist zwar viel Zeit vergangen, der Musik hört man dies in keinster Weise an, es scheint als hätte man da konsequent weitergemacht, wo man damals aufgehört hat. Diesmal nur etwas weniger keyboardlastig, der symphonische Eindruck (trotzt der ersten paar Sekunden des eher rifflastig-düsteren „Empire’s Doll“) des Vorgängers ist jetzt eher reduziert, dass Ganze kommt schon gitarrenbetonter sowie kantiger daher und wird ab und an mit einer starken Prise heavyness (z.B. das etwas zerstobene „Realigning“) garniert. Die damals festgestellten deutlichen ENCHANT-Einflüsse sind nahezu komplett verschwunden, weniger songliche Sprödheit als packende Dynamik mit mehr Drive stehen im Focus.

Der Gesang, es gibt zwei Leadstimmen, ist insgesamt ebenfalls eher relativ gediegen in einer normalen Auslage manchmal zwar etwas aggressiver aber keinesfalls „böse-growlig“ auch mit den vielfach typisch Eierkneifergesängen haben HEAVEN’S CRY wenig zu tun, meist werden die Vocals glasklar und mit sehr eigenständigem Feeling präsentiert. Einer der songlichen Höhepunkte ist dann ohne Zweifel „Hollow“ mit klasse Melodiebögen, trotzt der vielen Tempowechsel, hektischer Drumparts und etwas „franzenden“ Gitarrensounds. Der etwas geradlinigere und mit deutlich stärkerer Tastenbetonung versehene Titelsong überzeugt außerdem mit vielschichtigen Backingchören. Die Band übertreibt es dankenswerter Weise nicht mit allzu langen Songs (meist so um die 6 Minuten), klar ein paar typische Verschachtelungen, rhythmische Vertracktheiten müssen schon sein aber nie zu präsent-dominant („The Mad Machine“) und als reiner Selbstzweck sondern meist im Sinne des Songs um diesen voranzutreiben bzw. zu tragen. Bei „Consequence“ beginnt es zunächst etwas funkig, dann wird es fast truemetallisch bei den Schreien ehe hinten raus mit Saxophoneinlage fast schon angedeutet jazzig wird – klingt interessant? Ist es auch absolut und zwar das komplette Album in seiner Aussage. Gegen Schluss gibt es eine Art balladenartigen Song, hat was von den großartigen SHADOW GALLERY ohne zu glattgebügelt, heimelig zu klingen. Mit dem überzeugenden Instrumental „A Glimpse Of Hope“ zeigen HEAVEN’s CRY nocheinmal ihr ganzes Können in Punkto Detailreichtum und packendem Songwriting.

„Wheels Of Impermanence“ hat die hohen Erwartungen aufgrund der starken Vorgänger jedenfalls voll erfüllt und stellt für Progmetalfans ein absolutes Pflichtalbum dar. Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht wieder solange dauert bis der nächste Silberling erscheint.

Wheels Of Impermance


Cover - Wheels Of Impermance Band:

Heaven's Cry


Genre: Progressive
Tracks: 10
Länge: 49:29 (CD)
Label: Prosthetic Records
Vertrieb: Soulfood Music