Review:

I Am Anonymous

(Headspace)

TIPP
Damian Wilson ist für mich einer besten (Prog)Sänger die es derzeit so gibt, der „Junge“ hat einfach eine tolle Stimme sowie eine unverkennbare Klangfarbe, die sowohl gefühlvollen Ausdruck als auch Power verströmen kann. Wer in jemals live erlebt (so wie ich nur mit Klampfe und Stimme der Hammer), wird mir außerdem bestätigen, welche enormre Ausstrahlung er auf der Bühne hat. Warum diese Lobhudelei auf den THRESHOLD-Fronter gleich zu Beginn des Reviews- nun er ist die Stimme von HEADSPACE um deren neusten Output “I Am Anonymous" es hier geht.

Diese Formation startet gleich mit dem Opener „Stalled Armageddon" voll durch, zwar zunächst ruhig aber ohne typisch längeres Tastenintro sondern etwas verschroben bohren sich dunkel-schwere Riffs aus den Boxen, ehe die Stimme die Führung übernimmt, um dann gemeinsam mit der Instrumentalfraktion über 8 Minuten abwechslungsreichen Progmetal mit viel Melodie und schönen Wechseln zu präsentieren.

Tastenvirtuose & Songmastermind Adam Wakeman (Sohnemann von YES-Legende Rick Wakeman sowie Mitmacher bei zahllosen Projekten sowie mittlerweile auch Keyboarder von Ozzy Osbourne) ist garnicht mal so überpräsent bei Songs zu hören, wie man es erwarten könnte. Auch bei dem sehr druckvoll-wuchitigen „Fall of America“ kommt er erst im etwas ruhigeren Zwischenteil sowie beim melodramatischen Ende deutlicher zu Geltung. Die gelungen Klavierfiguren erinnern hier etwas an MIKE OLDFIELD’s „Tubular Bells“.
Diese Scheibe ist auch keinesfalls ein Debüt, denn bereits 2007 erschien mal eine EP. Für "I Am Anonymous" legt man promomäßig großen Wert auf die Feststellung, dass die Band auch eine echte sei und keinerlei Projekt-Charakter habe, wie die gefühlten 500 ähnlichen Veröffentlichungen zusammengewürfelter Progmusiker davor. Die beteiligten Mitstreiter Pete Rinaldi (Gitarre), Lee Pomeroy (Bass), Richard Brook (Drums) und natürlich Damian Wilson sind schon noch anderweitig engagiert haben aber trotzdem ein durch und durch organisch und auch kompakt klingendes Werk abgeliefert. Progmetal nach bester DT-Manier sowie im weiteren Umfeld von Kapellen wie THRESHOLD, VANDEN PLAST oder die Labelkollegen von AFECTOR. Im Gegensatz zu letzteren geling es dieser Band sich aber deutlicher von omnipräsenten Vorbildern zu lösen. Die anderen genannten Einflüsse von Kapellen wie RUSH, YES, GENESIS sind wohl eher als Hintergrundhinweis zu sehen, denn musikalisch sind die 70 Jahre eher kaum zu hören (am ehesten noch die Hammonds bei dem mit relativ vielen unharmonischen Brüchen versehenen „Daddy Fucking Loves You“).

HEADSPACE legen wird auf eine satte Gitarrenbasis, die Produktion ist erstklassig, sehr voll gehalten und läßt keinerlei Wünsche offen. Oft kernig sogar thrashig wenn’s sein soll, steht’s nicht zu polternd und den Song immer im Auge, nicht zu tastenlastig in der Fläche sonder mit tollem Klavierparts und einer wunderbar passenden Portion Melancholie („In Hell’s Name“ hat sogar was von besten AYREON oder STAR ONE Momenten) ausgestattet- so klingen die meist überlangen Tracks. Man hat hier Eindruck, dass trotz manchmal leicht opulenten Instrumental-Parts und ein wenig Gefrickel (gehört bei Progmetal auch irgendwie dazu) bei den Songs, trotz epischer Längen, immer sehr songorientiert vorgegangen wird, bieten viel Atmosphären und Tiefen, so dass hier nie eine zu konstruierte und technokratische Kühle (wie zuletzt u.a. bei SYMPHONY X) aufkommt.

Dank der Hammergesangsdarbietung von Wilson gelingen sogar einige echte Gänsehautmomente insbesondere bei der düsteren Klavierballade „Soldiers“ mit viel Friedhofglockengeläute. Er kann einfach richtig singen, mit Nachhaltigkeit nicht nur einfach schreien und sehr melodienbetont, niemals hektisch auch wenn es mal heftiger wird er steht seine Noten von vorne bis hinten, kein gekünsteltes Gehabe. Auch klasse der hinter Teil bei "Die With A Bullet" oder auch hymnischen Momente bei dem abschließenden "The Big Day". HEADSPACE machen einfach fast immer dass richtige, haben auch ordentlich Groove, trotz vielfach progmetallischen Charakters der Scheibe – wird hier von der grundsätzlichen Machart nicht wirklich Neues im Kern geboten aber das Material kommt einfach frisch, modern und mit einer gewissen Nachhaltigkeit daher, und sorgt so für mehr nur kurzweilige Unterhaltung. Nein, unbekannt sollte diese Band beileibe nicht mehr lange bleiben.

I Am Anonymous


Cover - I Am Anonymous Band:

Headspace


Genre: Progressive
Tracks: 8
Länge: 73:35 (CD)
Label: Inside Out Music
Vertrieb: EMI