Review:

Blutbann

(HARPYIE)

Schon wieder neues Material von HARPYIE? Ja, die Herren sind fleißig! Erst im vergangenen Jahr erschien mit „Minnewar“ ein Coveralbum, dass sich einmal munter durch das Mittelalter-Genre wilderte und sich vor zahlreichen Kollegen verneigte. Jetzt erscheint mit „Blutbann“ das nächste „normale“ Studioalbum.

Der Name ist Programm, denn die Blutthematik zieht sich (Achtung, Kalauer!) wie ein roter Faden durch die gesamte Platte, mal im übertragenen, mal im wörtlichen Sinne. Schon der Titel des mit einer Mischung aus düsteren Elektroklängen, fetten Gitarren und Sprechgesang beginnenden Openers bezeichnet eine ausgesprochen blutige Hinrichtungsmethode der Wikinger, auch wenn er hier im übertragenen Sinne für die Aufopferungsbereitschaft des lyrischen Ichs für seine Liebste verwendet wird. Trotzdem ist die allgemeine Marschrichtung damit klar. „Liebe Auf den Ersten Biss“ spielt im melancholischen Gewand mit der Vampirthematik, kommt aber gesanglich im Refrain leider etwas dünn daher. „Die Geister, Die Ich Rief“ klingt heavy und metallisch aus den Boxen. Das eindeutige Highlight aber des Albums ist „Nachtfalter“, das mit gleich zwei Überraschungen aufwartet. Nicht nur, dass HARPYIE hier niemand Geringeren als ASP für einen Gastauftritt verpflichten konnten, auch die musikalische Ausrichtung überrascht: „Nachtfalter“ hat mit Mittelalter eigentlich überhaupt nichts mehr zu tun, sondern ist eine feine Gothic-Hymne, deren Intro, Arrangement und Songstruktur ausgeprägte Erinnerungen an klassischen Finnenrock der Marke HIM wachrufen. Die Kombination aus melodiösem Keyboard und vorwärtstreibender Gitarre hat Ohrwurmgarantie und auch die Stimmen von HARPYIEs Aello und ASP harmonieren hier hervorragend. Der Mittelalter-Rocker „Verräterisches Herz“ verneigt sich thematisch vor Edgar Allan Poes gleichnamiger Kurzgeschichte, das abschließende „Ich Glaub Dir Nicht“ präsentiert sich etwas ruhiger und lässt die Platte balladesk ausklingen. Insgesamt präsentiert sich das Album druckvoll und düster, mal wuchtiger, mal etwas ruhiger. Der Sprechgesang hat zugenommen (ob einem das nun gefällt oder nicht, ist zwangsläufig Geschmackssache) und in den cleanen Gesangsparts wäre manchmal etwas mehr Volumen wünschenswert, aber alles in allem liefern HARPYIE mit „Blutbann“ ein rundes Werk ab.

Blutbann


Cover - Blutbann Band:

HARPYIE


Genre: Hard Rock
Tracks: 12
Länge: 48:31 (CD)
Label: Metalville
Vertrieb: Rough Trade