Review:

Dead

(HANK VON HELL)

TIPP

Eine mehr als erfolgreiche Vergangenheit kann für einen Musiker auch eine mehr als schwere Last sein. Als Sänger von TURBONEGRO konnte Hank van Helvete großartige Erfolge feiern und eine riesige Anhängerschaft um sich scharen. Wer kennt nicht die Kutten der Turbojugend, welche auf jedem Konzert stolz getragen werden?

Provokation, gespielte Homosexualität und ein gewisses Fuck Off-Image trugen den Death Punk der Band bis weit in den Mainstream. Nach dem Bruch von TURBONEGRO wurde es still um Hank, bis die erste Soloplatte „Egomania“  2018 erschien und ein leichtes Methadon für alle Fans der TURBONEGRO-Anhänger darstellen sollte. Und nun setzt Hank zum zweiten Streich an. Also, was kann der Longplayer „Dead“? Finden wir es heraus!

Das Intro „Ad Conteram Incantatores“ macht zu allererst durch ein klares Statement auf sich aufmerksam: “ You can`t kill me, I´m already dead“ und geht logischerweise in den Opener „Dead“ über. Ganz klar, Hank klingt noch immer nicht wie in alten TURBONEGRO-Zeiten. Die Stimme ist weniger rotzig, und alles klingt ein wenig cleaner und sauberer. Eindeutig wird hier dem Stadionrock gefrönt, und großartige Punk-Attitüde hat keinen großen Platz mehr. Der Refrain bleibt beim ersten Anlauf in den Gehörgängen und lädt zum fröhlichen Mitsingen ein. „Danger Danger!“ kommt als schöner Uptempo-Rocker um die Ecke und wird spätestens im Mittelpart wieder ein Kunstwerk aus Glitter und Poprock. Ideal für jede Autotour.

„Blackened Eyes“ kommt dem Thema Ballade am Nächsten. Einen Schuss ALICE COOPER und ein gewisses 80er Jahre-Flair kann man hier nicht verleugnen. Jetzt geht´s noch tiefer in die 80er Jahre, wie der Name „Disco“ schon verspricht. Ein sehr eingängiges Lied, das einen Einfluss aus der Wave-Zeit nicht verleugnen kann, aber natürlich durch schöne Gitarren noch immer als Rock durchgeht. Stampfende Drums läuten „Crown“ ein, welches sich als hübscher Partyrocker entpuppt. Guernica Mancini von THUNDERMOTHER darf sich hier mit Hank das Micro teilen, was aber keine großen Auswirkungen auf den Song hat. Ein typisches „nice to have“.

„Radio Shadow“ kommt am Anfang wie ein Stück von AC/DC aus den Boxen und entwickelt sich zu einem schönen Hard Rock-Song. Hier flaniert man fernab vom Stadionrock und zeigt, dass man auch noch einen wirklich amtlichen Rocksong auf dem Kasten hat. Sogar die Turbojugend wird hier nichts zu meckern haben. Es kommt ein wenig Nostalgie und Sehnsucht nach TURBONEGRO auf, aber ich muss mir selber im Klaren bleiben, das dies ein Soloalbum ist und nicht 1:1 nach Hanks alter Band klingen soll. Eigentlich logisch.

Die Frage nach dem Sinn von Intros, Outros und dem Pendant in der Mitte, diese stellt sich mir immer wieder. Mit „Video Et Taceo“ haben wir ein solches. Ok, man kann schön von dem herben Sound des letzten Songs runterkommen, aber wir schauen mal lieber nach „Velvet Hell“, welches mit einem zwingenden Riff beginnt und dann in einen tollen Rock´n´Roll-Part übergeht. Hier fängt auch das letzte Bein an zu zappeln, und beim Refrain wird auch der letzte Skeptiker eines Besseren belehrt. Ganz starkes Stück!

„Forever Animal“ fängt irgendwie fröhlich an, da Hank mit einer ungewöhnlichen Vocalline arbeitet. Sonst haben wir es wieder mit einem typischen 80er-Rocker zu tun, der gerne an ALICE COOPER, aber auch alte Glanztaten von BON JOVI erinnert. Dass ich das tatsächlich geschrieben habe… „Am I Wrong“ ist ein schnellerer Song, der besonders mit seiner Gitarrenarbeit überzeugen kann. Das Teil könnte tatsächlich aber auch von den TOTEN HOSEN stammen, was besonders an Hanks Gesanglinien liegt. „13 in 1“ beginnt mit einem sehr opulenten Riff, auf das jede Power Metal-Band stolz wäre. „Hey“-Chöre unterstreichen dies besonders und wiederholen sich im Song. Sehr eingängig und sehr geniales Lied, welches einfach nur Spaß macht und für mich ein Highlight auf der Platte darstellt. Leider schon der Abschluss von „Dead“, welches mit dem Outro „Requiem For An Emperor“ zu schnell endet.

Ganz klare Sache. Auf „Dead“ tümmeln sich eigentlich nur Highlights. Wer auf softe TURBONEGRO in Verbindung mit Stadionrock steht, der wird hier bestens bedient. Die Hitdichte ist erschreckend hoch, und auch bei intensivem Hinhören ist einfach kein Stinker zu finden. Ein tolles Rockalbum, welches die guten alten 80er Jahre hochleben lässt und mit einer großen Portion Rock´n´Roll in den Hintern tritt. Mach´s nochmal, Hank!

 

Dead


Cover - Dead Band:

HANK VON HELL


Genre: Hard Rock
Tracks: 13
Länge: 39:6 (CD)
Label: Sony BMG Music Entertainment
Vertrieb: Columbia