Review:

Komma Klar

(Hammerhai)

TIPP
"Hammerhaie, Familie bis etwa 5,5m langer Haifische mit 12 Arten in tropischen und subtropischen Meeren; Kopfende mit T-förmiger Verbreiterung. Am bekanntesten ist der bis 4m lange Glatte Hammerhai (Sphyrna Zygaena)." Wieder was gelernt, oder? Nur leider haben sich die Biologen mal wieder geirrt! Es gibt definitiv 13 Arten, und die bald bekannteste kommt nicht aus irgendeinem tropischen Meer sondern aus Hannover. Und ist auch keine 4m lang sondern - ich tippe mal - höchstens 2m hoch, noch dazu tritt diese Art in einer Fünfergruppe auf und auch die T-förmige Verbreiterung des Kopfes suche ich vergeblich. Genug der pseudowissenschaftlichen Abhandlungen, kommen wir zum wesentlichen, der Musik. Und was soll ich sagen... WOW! Nachdem mir das Album als irgendeine obskure Mischung aus Punk, Ska, Reggae, NDW und weiß ich noch alles angekündigt wurde, konnte man alles oder nichts erwarten. Aber selbst mit dieser "Vorwarnung" wurde mir mal wieder gezeigt, was es heißt richtig originelle Musik zu machen. Sabber weggewischt, gehen wir ins Detail... Was dem Ohr sofort auffällt - es liegt wohl am einzelnen, ob es ein Schmunzeln oder Ohrenkrebs erzeugt - ist die völlig abgefahrene Orgel. Auch wenn der schranzige Sound durch Mambo Kurt etwas salonfähiger geworden ist, so gehört dies sicher zu den Dingen die man nicht alle Tage hört. Mit dem Rollenklischee, das man zu Genüge kennt, wurde aber auch bei HAMMERHAI nicht gebrochen: Die (einzige) Frau der Band muss seltsamerweise an die Tasten! Nur kann sie hier mit dem Gewissen hinter ihrer Orgel stehen, dass sie fast am meisten auffällt in der Musik und nicht die üblichen Keyboardklangteppiche ausbreiten muss, die eigentlich keiner hören will. Der Gesang klingt bei den gemäßigten Songs nach Deutschrock mit teilweise reichlich rauchiger Stimme, bei den schnellen Songs versteht man eh kein Wort und wenn eine einzelne Gesangslinie nicht ausreicht wird auf bis zu vier(oder noch mehr?) zurückgegriffen, so zum Beispiel geschehen bei äußerst originell umsetzten "Tränengas". Textlich bewegt man sich zwischen Punkanklängen und leichter Gesellschaftskritik, Nonsens und purem Spaß, die Mischung an Themen ist genauso vielseitig wie die Instrumentierung. Den Arsch ablachen kann man sich beispielsweise bei "Leonid der Weltenretter", eine Moritat im Stile von Mackie Messer (komisch dass es in DER Moritat von Brecht um einen Hai geht...) in der es thematisch um explodierende Schnecken und Froschschenkel geht, gewöhnungsbedürftig aber kreativ beispielsweise "Tränengas" und eingängig und cool der Titelsong "Komma Klar". Hammerhais neues Album sei jedem sehr openminded Musikliebhaber ans Herz gelegt, "Komma Klar" ist ein mutiges Album einer Band die sich kaum Grenzen setzt, und das so was immer auch Kritiker auf den Plan rufen wird ist klar. Und dennoch oder grade deswegen gibt’s einen TIPP!

Komma Klar


Cover - Komma Klar Band:

Hammerhai


Genre: Punk
Tracks: 15
Länge: 49:0 (CD)
Label: Wolverine Records
Vertrieb: SPV