Review:

Fortitude

(GOJIRA)

GOJIRA sind vermutlich Frankreichs heißester Metal-Export und inzwischen über die Grenzen als großer Act angesehen. Umso mehr erwarteten Fans und Community den neuen Streich "Fortitude". GOJIRA stehen oder standen für extremen Metal, der sich seine Freiheiten nimmt und der Band um die Duplantier-Brüder die eigene Nische sicherte. Und die wuchs und wuchs und wuchs. "Schuld" daran waren auch eindrucksvolle Live-Gigs, unvergessen ist hier sicherlich die unglaublich mächtige Show auf dem Dynamo Open Air in Eindhoven 2017. Und all die Scheiben davor: "Terra Incognita" (2001), "The Link" und das dazu gehörige Live-Album, "From Mars To Sirius", "The Way Of All Flesh", "L' Enfant Sauvage" zauberten einzigartige Magie herbei. Dann kommt es, wie es so oft kommt: Zunehmender Zuspruch von Rock-Im-Park-Gängern, eine Split mit den unsäglichen KVELERTAK und schließlich "Magma", allerorten gefeiert, nicht der Anfang vom Ende, aber das "Schwarze Album" GOJIRAs. Der Durchbruch! Der sich mit "Fortitude" sicher fortsetzt. Denn natürlich ist auch dieses Werk ein tolles, anspruchsvolles – inklusive wundervoller Atmosphäre, Super-Sound und toller Technik. Viel Kopf steckt drin und genauso viel Herz. Leider schlägt das nicht mehr im Takt des Metals, aber hat es das jemals? Der Opener "Born For One Thing" bummert vielleicht noch, aber schon das als Hit-Single aufgeplusterte "Amazonia" klingt wie eine anspruchstool´sche SEPULTURA-Reminiszenz mit Mundorgel – total groovy zwar, aber auch zahnlos. "Another World" kommt mit jammerndem Chorus und wenig Tempo zu mainstreamig daher, punktet aber mit schön-monotonem Groove, vielen typischen Gitarren-Trademarks und der charismatisch-heiseren Stimme, schade um den großartigen Anfang. "Hold On" nervt schon fast mit dem fast poppigen Beginn. "New Found" will dann härter wirken, kommt indes ein wenig abgegriffen rüber, abgelöst vom instrumentalen Titelstück. Daraufhin folgt mit "The Chant" ein zuckersüßer Blueser mit Hippie-Chören. Die "Sphinx" hat dann keine schöne Nase und passt noch am besten auf eine der alten Scheiben – so richtig fett wäre es, wenn die Chöre bzw. der Chorus nicht wieder so "häääähäääähääää" klängen. Dann "Into The Storm": zackig und rasant mit messerscharfen Riffs zu Beginn, aber letztlich auch zu smart. "The Trails" gleicht einem Dope-Schleicher mit ein bisschen Prog. Und "Grind" ballert los, hält das Aggro-Level am längsten hoch, versandet dann aber auch in Atmo und Sphäre zur allerdings wunderschönen Semi-Ballade. Das klingt jetzt negativer als es muss. Aber die persönliche Enttäuschung ist groß, denn GOJIRA waren mal so viel großartiger und haben dies einer verkopften Variante des PINK-FLOYD-Metals geopfert. Es ist ein bisschen wie mit den Grünen: Sie sind mit sehr guten Absichten gestartet – und finden sich dann doch im ollen Mainstream wieder. Obwohl sie so viel mehr erreichen könnten. Gut, das sind GOJIRA auf "Fortitude" aber immer noch – besser als viele andere, aber nicht gut genug für ihre Fähigkeiten.

 

Fortitude


Cover - Fortitude Band:

GOJIRA


Genre: Progressive
Tracks: 11
Länge: 45:31 (CD)
Label: Roadrunner
Vertrieb: Warner