Review:

Awaken

(GLOOM)

Fast zwanzig Jahre haben die Slowaken GLOOM auf dem Buckel, und so klingt auch deren Musik. Man fühlt sich frappierend an die glorreiche Phase des Gothic Metals erinnert, welche in GLOOMs Gründungszeit einen mächtigen Hype erlebte. Um den Stil der Band einem Außenstehenden zu erklären, braucht es also nicht viele Bandvergleiche, und die Vorreiterbands des Genres, HIM, SENTENCED, MOONSPELL, werden definitiv in einer solchen Konversation fallen.

Und auch in 2020 haben GLOOM diesem Stil nicht abgeschworen und bieten soliden Gothic Metal, der natürlich mit haufenweise weiblichen Parts gespickt wird. Das Ganze klingt altbacken und somit aber heutzutage wieder erstaunlich frisch, und man fühlt sich tatsächlich um Jahre jünger. Warum nicht schon die zwei Vorgängeralben „Nostalgia“ und „Catharsis“ einen großen kommerziellen Erfolg und somit eine große Reichweite erzielen konnten, kann ich mir nur durch ein verkorkstes Marketing erklären, denn solche Musik hätte sich in diesen vergangenen Tagen verkauft wie warme Semmeln.

Mit „Awaken“ wird der kommerzielle Durchbruch wohl leider auch nicht klappen. Zu weit bewegt sich die Band in musikalischen Gefilden, die nur noch die ältere Generation verstehen kann und will. Einen Anschluss zur jungen Metal-Generation wird man mit dieser Art von Musik leider nicht mehr finden. Schade eigentlich.

Wie oben schon angedeutet, wird das Rad hier definitiv nicht neu erfunden, und viele Songs erinnern an die genannten Vorbilder, die allesamt dem Underground mit Leichtigkeit entsagt haben. GLOOM können und wollen hier keine Weiterentwicklung und bleiben störrisch bei ihren Vorlieben, die man gleich zu Beginn der Scheibe bemerken wird. „Feel The Pain“ hätte auch auf jeder Platte von HIM ein Plätzchen gefunden, und die Herzen von jungen Damen wären der Band zugeflogen. Musikalisch hat man es eben mit dem professionellen Wiederholen eines totgesagten Genres zu tun, welches in punkto Texte natürlich auch in der Vergangenheit und der Romantik schwelgt. Songtitel wie „Lovecry“ oder „Bleed In My Arms“ zeugen nicht von Splatter-Texten und unterstützen die Songs natürlich lyrisch perfekt. Natürlich dürfen obligatorische Streichinstrumente und Pianoparts nicht fehlen, die sich aber toll in die sehr gute Gitarren- und Drumarbeit integrieren. Man merkt, dass die Musiker nicht erst seit gestern dem Gothic frönen und genau wissen, was die Zielgruppe von ihnen erwartet, und was sie abzuliefern haben. Dem Spagat zwischen Kitsch und musikalischem Anspruch werden GLOOM aber zu jeder Zeit gerecht.

Mir hat das Album gut gefallen und mich in eine längst vergessen geglaubte Welt zurück gebeamt. Eine schöne Zeitreise, die ich wirklich genossen habe. Wegen mir können GLOOM als lebende Konstante auch gerne noch in zehn Jahren ihren Weltschmerz verbreiten. Ich bin dabei!

 

Awaken


Cover - Awaken Band:

GLOOM


Genre: Gothic Rock
Tracks: 9
Länge: 44:8 (CD)
Label: Slowak Metal Army
Vertrieb: Slowak Metal Army