Review:

Re-Releases: Trespass, Foxtrott, Nursery Cryme, Selling England By The Pound

(Genesis)

Nach der Veröffentlichung der GENESIS-Box 1970 – 1975 und dem sensationellen Charteinstieg des nicht grade billigen Vergnügens auf Platz 22 gibt es die vier ersten Alben, nämlich „Trespass“, „Nursery Cryme“, „Foxtrott“ und „Selling England By The Pound“ nun auch in gleicher Art und Weise; also als Doppelteil mit Hybrid-SACD und 5.1 DVD mit Audio Part sowie alten Bild-Aufnahmen und aktuelle Interviews und mit umfangreichen Booklet. Auf die Inhalte der vier Klassiker näher einzugehen würde den Rahmen sprengen, aber einige Anmerkungen müssen sein:

„Trespass“ mit dem genialen „The Knife“ gilt eher als ein Album der „Suche“. GENESIS und Peter Gabriel am Gesang standen am Anfang, viele Fragmente, wie z.B. im Opener „Looking For Someone“ und „Stagnation“ verweisen aber bereits auf das was noch kommt – ein Album das den Fan braucht um sich seiner träumerischen Grundstimmung anzuschließen.

„Nursery Cryme“ startet bereits mit einem der Highlights der GENESIS-Historie, dem 10-minütigen atmosphärischen Parcoursritt „The Musical Box“ (einer Blaupause für Progsongs) und endet mit dem vielschichtigen „The Fountain Of Salmacis“. Dazwischen hat die Band zwar auch mal einfacheres Material gestreut ohne Langeweile zu erzeugen. Somit war „Nursery Cryme“ ein oft etwas unter Wert geschlagener der Fingerzeig auf den Weg zu „Foxtrott“.

An „Foxtrott“ scheiden sich die Geister. Für viele DAS Album der frühen GENESIS, hat es doch mit dem fast 23-minütigen „Supper’s Ready“ eine der wohl stärksten Kompositionen überhaupt zu bieten – was hier an Ideen in den 7 Parts verarbeitet wird kann selbst in mehreren Durchläufen kaum erschlossen werden – besser geht nicht. Allerdings verführt dieser Übersong dazu Songs wie das stimmengewaltige „Watcher Of The Skies“, das ruhige „Time Table“, sowie die beiden komplexen Tracks „Get’em Out By Friday“ und „Can-Utility And The Coastliners“ sträflich zu vernachlässigen. Dennoch werden die folgenden beiden Alben oft noch höher bewertet.

„Selling England By The Pound“ gilt neben „The Lamb Lies Down On Broadway” als der Höhepunkt der progressiven GENESIS Diskographie. In 1973 leisteten sich GENESIS den Luxus auf einer Scheibe Kompositionen wie das abwechslungsreiche und gefühlvolle „Dancing With The Moonlit Knight“, den Hit „I Know What I Like (In Your Wardrobe)” (läutete jene Phase ein, in welche die Band auch mal nach den Charts schielte), das zum Teil balladeske und sehr intensive „Firth Of Fifth”, das mit reichlich Text und guten Gesang gesegnete „Battle Of Epping Forest” und den nächsten Überklassiker „The Cinema Show” zu vereinen. „Selling England By The Pound“ ist ganz großes Kino und Pflichtlektüre für anspruchvolle Proggies. Mit diesem Album wurde für die Band nun auch kommerziell endlich interessant.

Ob der bei den Originalen zum Teil etwas gedämpft daherkommende Sound nun klarer (und besser) ist und ob die neue Abmischung tatsächlich soviel neue Nuancen auf den Alben offenbart sollte jeder für sich selbst entscheiden. Nicht desto trotz bietet die hochwertige Einzelveröffentlichung der erste 4 GENESIS Alben in der Jahrhunderbesetzung Peter Gabriel, Tony Banks, Steve Hackett, Phil Collins und Michael Rutherford für Einsteiger die Gelegenheit sich mit Grundlagen qualitativ guten Art- und Progrock zu beschäftigen und für Prog-Fans gezielt mal sein Lieblingsalbum statt nur (gewollt) analog zu genießen auch mal ins Digitale reinzuschnuppern. Allerdings fehlt mit dem Album „The Lamb Lies Down On Broadway” natürlich noch eine, wenn nicht die Perle des GENESIS Backkataloges als Einzeldisk – dann hoffen wir mal.

Re-Releases: Trespass, Foxtrott, Nursery Cryme, Selling England By The Pound


Cover - Re-Releases: Trespass, Foxtrott, Nursery Cryme, Selling England By The Pound Band:

Genesis


Genre: Progressive
Tracks: 27
Länge: 187:0 (CD)
Label: Virgin
Vertrieb: EMI