Review:

Jagged

(Gary Numan)

TIPP
Achtung: No Metal Inside here. Warum diese Scheibe (die erste Studio-Platte NUMAs nach fünf Jahren) dann doch den Weg hierher findet, weiß ich nicht. Ist auch egal, denn Gary Numan (beziehungsweise Tubeway Army) gehört zu den Pionieren der elektronischen Rock-Musik, zu den unverzichtbaren Vorreitern. Auch "Rocker" wie Manson, Pumpkins oder die Foo Fighters nennen den Briten als Einfluss. Und wer Paradise Lost zu weniger rockigen Tagen (also oft) oder sogar Rammstein hört, der wird Parallelen erkennen (die Rhythmen des Openers "Pressure" oder auch von "Before You Hate It" - gleichen dem Rammstein-Stampf-Stakkato der Gitarre - nur eben mit Synths-Schwergewicht). Auf jeden Fall hat NUMAN viele namhafte Kollege als Gäste eingeladen: Jerome Dillon von NIN, Sulpher mal wieder, Prodigy, Therapy und und und. Nur hat er Name-Dropping gar nicht nötig, denn er modernisiert die stark unterkühlte Atmosphäre seiner Hits "Cars", "Are Friends Electric" oder auch "Down In The Park" fabelhaft, rockt die Songs leicht an und teleportiert sie so prima ins neue Jahrtausend. Er mischt die künstlich-kühle Stimmung der Wave-Komponente mit authentischen Aggressivitätsanflügen des Rocks und packt enorm eingängige Hymnenhaftigkeit dazu - hört nur den Super-Hit "Fold", zu schön, um nicht zu schmerzen, sooooo warm und dennoch gefriert die Seele. Und über allem thront die Stimme des Königs der Numanoiden: Gary himself singt mit einer weinerlichen Eindringlichkeit, die einem Angst und Bange macht und tod-traurig werden lässt - und gleichzeitig froh, dass es solche Stimmen noch gibt. In diesem Sinne: Welcome to the NuWorld, ihr toleranten Bürger der irdischen Metal-Gemeinde! Verschließt euch nicht vor dem Frost-Gott des Synthesizer-Rock-Pops. Denn in der Welt Gary Numans ist es mindestens genauso kalt wie bei den skandinavischen Kirchenanzündern. Auch ohne Metal.

Jagged


Cover - Jagged Band:

Gary Numan


Genre: Electro
Tracks: 11
Länge: 62:5 (CD)
Label: Mortal Records/Cooking Vinyl
Vertrieb: Indigo