Review:

A Travelogue

(Fuoco)

TIPP
Das letzte (und das neben der NDW-Eintagsfliege DÖF) auch einzige mir so bekannte erfolgreiche deutsch-österreichische Projekt war dass legendäre WM-Spiel von 1982, als manch sich in einem sensationellen Spiel auf ein 0.0 einigte und so die Algerier rauskegelte. Jetzt haben sich erneut 5 Deutsche und Österreicher zusammengetan und die Formation FUOCO gegründet. Und glaubt mir die Jungs sind wirklich abgefahren auf "A Traveluge" wird ein ungemein intensives Stück Musik geboten, dass mit den stilistischen Oberbegriffen Indie, Psychedelic, Alternative-Noise, Space, Prog Rock nur recht unzureichend beschrieben ist. Auch klar - für die meisten unserer MI-Leser dürfte dieser Kulturschock schon etwas gewöhnungsbedürftig sein aber die zunächst nur formal recht zahm, verspielten und typisch hypnotisch verworrenen (Sound) Tracks entwickeln mit zunehmender Albumlänge immer wieder recht heftige Zwischentöne, die selbst für ansonsten eher als Normalo Rockfans einzustufende Kundschaft interessant und fesselnd sein könnten. Da wird auch eine mit diesen schräg anmutenden Riffs daherkommende Nummer wie "Space" gegen Ende zu einem virtuos aufbrausenden werk, um denn fast schon chill-out mäßig mit floydigen Geklimper auszuklingen. Die 70er als musikalische Grundbasis sind hier natürlich Pate mit solchen Hammerbands wie The DOORS, HAWKIND oder KING CRIMSON und dann immer wieder durchzogen mit diesen wilden psychedelischen Versatzstücken ("Spoonrider"). Als aktuelleren Bezug fallen mit auch noch THE MARS VOLTA oder THE AMBER LIGHT ein, die eine ähnliche Vielfältigkeit an den Tag legen. Ich hatte zunächst schon etwas damit zu kämpfen, dass vieles trotz mehrfachen Hörens gerade am Anfang etwas sehr wirr klang, da wußte man nicht so recht wo diese Reise überhaupt hin sollte. Aber is ja auch klar wer Bläser wie selbstverständlich mit Flöten und akzentuiertem Bassspiel sowie auch bei Bedarf mit spanischem Flamencogeklapper vermengt und die Gitarren dazu wahlweise mit SANTANA Vibes vermischt, der muß einfach einen an de Klatsche haben oder ist schlicht genial. Ich tendiere aufgrund der Klasse der Arrangements sowie der packenden Umsetzung eindeutig zu letzterem. Denn dieses vermeintliche Chaos, ja manchmal fast lautmalerische Soundtrackgebrabbel funktioniert tatsächlich aber wirklich nur als kompakte Einheit. Die vielen Nebenschauplätze, mit ständig wechselnden Tempi, Breaks und dann wieder gefühlvollen Parts und flugs wird mal wieder angezogen ("You can’t comfort the City") dass haut einfach gut rein. Dass Ganze wirkt weiterhin oftmals etwas improvisiert kommt aber ohne diesen bei anderen Bands dieses Genres überstrapazierten Dudel-und Nervfaktor aus. Es ist zwar manchmal etwas schräg aber dann doch nicht zu freaky, die Songs sind nicht zu abgehoben aber natürlich weit jenseits von allem derzeit angesagten oder gar sich in irgendwelche Konventionen bewegend und dass ist wunderbar so. Die Jungs leben ansonsten natürlich nicht auf einem Fleck, daher wird nur unmittelbar vor den Gigs intensiv geprobt, vielleicht klingt auch deshalb die Platte so frisch. Die Songs schreibt hauptsächlich Frontmann Flo Baum, der kann sowohl den verständigen Indiepsaceflüsterer als auch den exzentrischen Divensänger geben, der Mann hat Format. Letztlich bleibt die Frage, wie man solche abgedreht aber sehr emotionelle Musik ohne Drogen komponieren oder erschaffen dann doch wieder nebensächlich - hört’s euch einfach mal an, ist sicher nicht gleich der Bringer aber "A Travelogue" sollte man sich einfach mal gönnen, eintauchen lohnt sich, denn nie waren Hippies cooler.

A Travelogue


Cover - A Travelogue Band:

Fuoco


Genre: Progressive
Tracks: 10
Länge: 61:9 (CD)
Label: TrippleEggs
Vertrieb: Radar Music