Review:

Brief & Siegel

(Freiburg)

FREIBURG kommen gar nicht aus Freiburg, sondern aus dem westfälischen Gütersloh. Sie haben sich auch nicht nach dem schnuckeligen badischen Städtchen benannt, sondern nach dem gleichnamigen Song von TOCOTRONIC. Mit der Hamburger Schule haben sie aber glücklicherweise nichts am Hut.

Die Musik auf ihrem dritten Album „Brief & Siegel“ als Deutsch-Punk zu bezeichnen, wäre zu kurz gegriffen, mindestens ein „Post-“ gehört vor den „Punk“, vielleicht sogar ein „Hardcore-“. Statt auf allzu viele Akkorde konzentriert sich der Vierer oft mehr auf unerbittlichen Druck nach vorne und den ein oder anderen überraschenden Tempo-Wechsel. Der intensive Schrei-Gesang, der stellenweise an TOUCHÉ AMOURÉs Jeremy Bolm erinnert, kommt sogar komplett ohne Melodie aus. Harmonien gibt es nur in der Gitarrenarbeit zu hören, die sind dann aber so effektvoll eingesetzt, dass Songs wie „Sommer, Roggen und Er“ oder „Kanüle Abwärts“ zu echten Ohrwürmern werden.

Mit „Brief & Siegel“ legen FREIBURG ein ordentliches Brett vor. Mit seinem durchgehend hohen Energielevel, den kratzigen Gitarren und der oft düsteren Stimmung stellt es sicher keine leichte Kost dar, nach kurzer Eingewöhnungsphase reißen einen die Songs aber unweigerlich mit sich. Ein kleines Manko ist höchstens der durch die Bank – wie schon erwähnt – unmelodische Gesang, der in Kombination mit hohem Sendungsbewusstsein auf Dauer etwas nervig zu werden droht. Trotzdem: Vielleicht eine neue Deutsch-Punk-Hoffnung?

 

Brief & Siegel


Cover - Brief & Siegel Band:

Freiburg


Genre: Punk
Tracks: 10
Länge: 26:44 (CD)
Label: This Charming Man
Vertrieb: Cargo