Review:

An Absence Of Empathy

(Frameshift)

TIPP
Keine Ahnung, wo Henning Pauly seine ganzen Ideen hernimmt; fest steht nur, dass der studierte Musiker nicht nur auf dem Papier die komplexesten Notenfolgen festhalten, - sondern sie auch für jedermann brillant nachvollziehbar machen kann, vorausgesetzt, man steht nicht ausschließlich auf usbekischen Grindcore oder dreiakkordiges Easy Listening. Nach dem letztjährigen, saugenialen "Chain.exe" - Werk beschert uns der seit längerer Zeit in den USA lebende Hirschhausener nun seinen neuesten Streich, das zweite FRAMESHIFT - Album, für das er erneut (das erste Album wurde von James LaBrie veredelt) einen prominenten Gastsänger gewinnen konnte. Die gesamten Leadvocals des durchweg erstklassigen Stoffes werden von Sebastian Bach veredelt, der hier seine Broadway - Erfahrungen ausgezeichnet umsetzen kann. Der Mann pendelt mühelos zwischen hardrockigem Shouting und balladesker Zerbrechlichkeit und erweist sich als echter Glückgriff, wenn es darum geht, den äußerst vielfältigen, anspruchsvollen, emotionalen und dennoch nicht unnötig komplizierten Stücken ihren Stempel aufzudrücken. Und diese sind durchweg gelungen, egal, ob man den eingängigen Opener "Human Grain" (mit, zugegeben, etwas störenden Sound - Samples, aber tollem Refrain), das hymnische "Just One More", das mit fetten Chören ausgestattete "Miseducation", das geile, balladeske "I Killed You", die Groover "This Is Gonna Hurt" und "Push The Button", die Piano - Ballade "In An Empty Room", den vertrackten Artrocker "Outcast", das orchestrale und sehr bombastische "Blade" (Hammer!), die beiden überragenden Megahymnen "How Long Can I Resist" und "When I Look Into My Eyes" oder das abschließende, ruhige "What Kind Of Animal" nimmt, man bekommt immer den musikalischen Overkill! Allein Henning Pauly spielt neun Instrumente und zusätzlich greift der Mastermind auf "seine" komplette Armada an stimmlichen Erstligisten zurück, die auch schon "Chain.exe" endgültig zum Meisterwerk gemacht haben: Michael Sadler, Matt Cash oder Jody Ashworth sind nur ein paar Namen, die unter Anderem in den Chören und Backgrounds zu hören sind. Textlich ist das Konzept, das sich ganz grob um Isaac Asimov und dessen These "Violence is the last refuge of the uncompetent" dreht, ähnlich hochwertig wie die Musik ausgefallen, denn der rote Faden "Gewalt" zieht sich geschickt durch alle Songs und wird im toll gestalteten Booklet näher erläutert. "An Absence Of Empathy" ist ein weiterer Oberhammer aus der "Pauly - Schmiede" und dürfte aufgrund seines großen Abwechselungsreichtums und der selten arg progressive Formen annehmenden Kompositionen auch normal gearteten Hardrockern (nicht nur den SKID ROW - Fans) gefallen. Selbst "Neurocker" dürfen hier aufgrund der modern gehaltenen, fetten Riffs einmal reinhören und Proggies können sich das auch optisch sehr ansprechend aufgemachte Album sowieso blind ins Regal stellen. Ein in allen Bereichen brillantes und mitreißendes Scheibchen, das in seinem Genre ohne Frage zu den Highlights des Jahres zählen wird. Einfach klasse!!!

An Absence Of Empathy


Cover - An Absence Of Empathy Band:

Frameshift


Genre: Progressive
Tracks: 12
Länge: 74:1 (CD)
Label: Progrock Records
Vertrieb: Just For Kicks