Review:

Straight

(Forces At Work)

TIPP
Ganze sechs Jahre hat sich die Wuppertaler Progressive-Hoffnung Zeit gelassen, den Nachfolger ihres saustarken, wenn auch etwas kurz geratenen Debütalbums „Reverse Feng-Shui Audio Guide“ in trockene Tücher zu bekommen. Gemäß einem alten Werbespot für Schokolade hat die Band in dieser Zeit anscheinend alle Ressourcen in die Musik gesteckt (unter Anderem konnte Gitarrist Adrian Weiss sein exquisites Solo-Debüt „Big Time“ fertig stellen) und keine in diverse Line-Up-Spielchen und Reibereien; lediglich Sänger Andreas Lohse nahm vor einigen Jahren seinen Hut und wurde durch Sebastian Wischermann ersetzt, der dem Sound von FORCES AT WORK sogar noch weitere Facetten hinzufügt, da er merklich variabler klingt als sein Vorgänger, durch seine MESHUGGAH- und PANTERA-Vorlieben aber ordentlich Power mitbringt und auch an gelegentlichem Klargesang alles andere als scheitert. Kompositorisch ist sich das Quintett treu geblieben und hat seinen Stil weiter verfeinert, was „Straight“ dann auch umgehend und erwartungsgemäß zur bislang ausgereiftesten Veröffentlichung der Band macht. Die brutalen, fast schon Neo-Thrash und Hard-/Metalcore streifenden Eruptionen sind noch besser mit den jazzigen und vertrackten Parts verzahnt, und die Breaks sitzen wie Popo auf Eimer. Was die Jungs dabei wie gehabt nicht aus den Augen verlieren, sind die Songdienlichkeit und Eingängigkeit, die auch „Straight“ niemals zur anstrengenden Frickel- und Technikorgie verkommen lassen. Hört man sich den mit einem Erstliga-Refrain gesegneten Opener „The Mind Slavery“, das unglaublich dynamische „Logic Dead“, das überragende Prog-Feuerwerk „Keep Marchin´“, die abgedrehten Stampfer „Colours“ und „Dharma“ oder das genial konstruierte „Sickness“ an (die hier nur die Highlights darstellen), dann kann es keine zwei Meinungen geben: „Straight“ ist ein Meisterwerk, das auch nach 20-maligem Hören nicht langweilig wird und selbst dann noch Details offenbart, die man vorher gar nicht wahrgenommen hatte. Mit ihrer ersten „Langspielplatte“ qualifizieren sich FORCES AT WORK endgültig für die Genre-Oberliga!

Straight


Cover - Straight Band:

Forces At Work


Genre: Progressive
Tracks: 10
Länge: 53:41 (CD)
Label: Hands Of Blue Records
Vertrieb: Hands Of Blue Records