Wenn Bands meinen ihre Klassiker neu aufnehmen zu müssen, dann geht das ja meist in die Hose (siehe die beratungsresistenten MANOWAR), und als FLOTSAM & JETSAM verlauten ließen, dass sie gedenken ihrem Zweitwerk „No Place For Disgrace“ eine zweite Runde gönnen zu wollen, war erstmal Skepsis angesagt. Die Urversion dieses Albums ist immerhin eines der besten Speed Metal Alben aller Zeiten. In meinen Ohren sogar einen Tick stärker als das vielbeachtete Debut der Jungs aus Phoenix. Braucht man es aber 26 Jahre später noch einmal? Ja, verdammt nochmal! FLOTSAM & JETSAM haben das unglaubliche Kunststück geschafft „No Place For Disgrace“ in die Jetztzeit zu retten ohne den ursprünglichen Spirit zu zerstören. Es gibt keine „künstlerisch, ach so wertvollen Sperenzchen“, denn musikalisch war das Werk immer schon perfekt und die Band hat dies erkannt. Und so wurde nur etwas Staub weggeblasen und der vorhandene Schatz aufpoliert, auf dass er in neuem Glanz erstrahlen kann. Die etwas verwaschene Produktion des Originals wich einem klareren und transparenten Sound, welcher den harten, meist recht flotten und doch immer melodischen Songs perfekt zu Gesicht steht. FLOTSAM & JETSAM schaffen es schon im Opener und Titelstück „No Place For Disgrace“ knallhartes Highspeed Riffing mit einem der schönsten Melodybreaks in der Speed / Thrash Historie zu verbinden. Muss man gehört haben. Erik A.Ks. Gesang liegt zwar eine Spur tiefer als anno dunnemals, ist aber auch etwas kraftvoller und sicherer geworden. Selbst das ELTON JOHN-Cover „Saturday Night's Allright For Fighting“ macht mächtig Laune und fügt sich als kleiner Exot gut ins Gesamtbild ein. Abrissbirnen wie das unverwüstliche „I Live You Die“ kann man kaum besser machen. Speed Metal in Formvollendung. Was soll ich sagen: Für nachgewachsene Traditionsbanger mit Hang zum Speed / Thrash, die das Original nicht kennen, eine absolute Pflichtveranstaltung. Und für die alten Säcke ist es eine gute Gelegenheit, dem alten Vinyl mal eine Pause zu gönnen. Ich freu mich jetzt wie ein kleines Kind auf die „No Place For Disgrace-Show“ auf dem nächsten KIT.