Review:

Knightclub

(Feuerschwanz)

Es läuft gut für FEUERSCHWANZ in letzter Zeit, anders kann man es nicht sagen. Zwei Nr. 1-Alben in Folge, nahezu ausverkaufte Tourneen und ein Achtungserfolg im Vorentscheid für die deutschen ESC-Kandidaten – wer hätte das gedacht. Zudem hat die einstige Spaßtruppe einen gewissen musikalischen Wandel durchgemacht, hin zu einer deutlich metal-lastigeren Ausrichtung und teilweise englischsprachigen Texten. Nun steht mit „Knightclub“ der neue Silberling in den Läden, mit dem man die jüngsten Erfolge fortsetzen will und auf dem sich denn auch der bereits vom ESC-Vorentscheid bekannte Titeltrack findet.

Es hat sich ja schon vorher abgezeichnet und „Knightclub“ zementiert es nun: vom ursprünglichen, zwar mitunter schlüpfrig-klamaukigen, meist aber auch verspielten und mit Wortwitz garnierten FEUERSCHWANZ-Sound ist hier kaum noch etwas übrig. Stattdessen schielt man deutlich in Richtung der neuen SALTATIO MORTIS und auf deren von großem kommerziellem Erfolg begleitete Zuwendung zur musikalischen Brachialität nach dem Motto: „Laut und schnell schlägt ausgefeilt und wortgewandt allemal“. Auch von der einstigen augenzwinkernden Selbstironie ist nicht mehr gar zu viel zu spüren – sowohl musikalisch als auch visuell kommt man nun eher mit breiter Brust im Kriegergewand daher und nicht mehr mit Till Eulenspiegel-haftem Schalk im Nacken. Der Titeltrack „Knightclub“ (ja,ja, da ist noch ein Wortspiel) liegt irgendwo zwischen Metal und Partymucke (was zumindest für den ESC ja irgendwie noch ganz passend war), über das im Original hinlänglich bekannte „Gangnam Style“ als Pseudo-Metal-Brett hängen wir jetzt einfach mal den Mantel des Schweigens. „Valhalla“ präsentiert sich mit stampfender Wikinger-Brachialromantik und Doro Pesch als Gast am Mikrofon. „Stampfend“ ist ohnehin ein Adjektiv, das einen großen Teil des Albums recht zutreffend beschreibt. Das von Umberto Ecos gleichnamigem Roman inspirierte, eingängige „Name der Rose“ kommt einem klassischen Mittelalter-Rocksong noch am nächsten, hat definitiv das Zeug zum Ohrwurm und erinnert vom Songwriting und der Melodieführung her ein wenig an die alten SALTATIO MORTIS. „Avalon“ hat trotz schwerer Gitarren ziemlich Schlagseite zum Schlager, wird aber dank seiner simplen Eingängigkeit sicherlich zum Live-Hit – wer da nicht mitsingen kann, dem ist nicht mehr zu helfen. „The Tale Of Sam“ leitet als Spoken Word-Intermezzo zum „Herr Der Ringe“-Gedenksong „Sam The Brave“ über, bevor es mit „Drunken Dragon“ feuchtfröhlich wird – ein Sauflied darf schließlich auf kaum einem Mittelalter-Rock / -Metal-Album fehlen, diesmal mit englischem Text. Insgesamt sind auf „Knightclub“ an verschiedenen Stellen englische Lyrics zu finden, was sicherlich förderlich für eine möglicherweise anvisierte internationale Vermarktung sein dürfte, gleichzeitig aber praktischerweise auch verschleiert, wenn die Texte mal etwas weniger ausgefeilt daherkommen, als man das von der Band früher gewohnt war – bei Fremdsprachen hören schließlich die wenigsten so genau hin wie in der eigenen Muttersprache. Letzter Song und gleichzeitig Teaser für die anstehende Co-Headliner-Tour mit LORD OF THE LOST ist das gemeinsam mit ebendiesen aufgenommene „Lords of Fyre“, dass zu 100% nach LORD OF THE LOST klingt und zu 0,0 % nach Mittelalter bzw. FEUERSCHWANZ, live und zusammen präsentiert aber garantiert gut einheizt.

FAZIT: FEUERSCHWANZ wollen offensichtlich weg von ihrem einstigen Sound und das ist ihnen eindrucksvoll gelungen. Kredenzt wird hier kein Mittelalter-Rock und eigentlich auch kein Mittelalter-Metal, sondern eher Powermetal mit Heldenpathos von der etwas schlichter gehaltenen Sorte mit gelegentlicher humoristischer Beimischung. Fett produziert ist das Ganze (schließlich war hier kein geringerer als Simon Michael von SUBWAY TO SALLY am Werk), ob es einem gefällt, muss letztendlich jeder für sich entscheiden – der eine oder andere Fan von früher dürfte sich mit der neuen Ausrichtung vermutlich aber eher schwertun.

Knightclub


Cover - Knightclub Band:

Feuerschwanz


Genre: Power Metal
Tracks: 12
Länge: 40:5 (CD)
Label: Napalm Record
Vertrieb: SPV