Review:

Bridge

(Everon)

TIPP
Es gibt Bands, die sahnen bei jeder Neuveröffentlichung in fast allen Szene-Magazinen die vorderen Plätze ab, ohne je einen einigermaßen großen Bekanntheitsgrad oder gar Verkaufszahlen zu erreichen. Everon gehören da leider auch dazu. Die hochgelobte letzte CD "Fantasma" belegte meinen CD-Player dauerhaft - die Vorgängerscheiben wie z.B. "Flood" und "Paradoxes" verwiesen die Konkurrenz auf die Plätze. Mit ihrem neusten Werk "Bridge" können Everon nahtlos an diese Erfolge anschließen, wenn nicht sogar einen draufsetzen. Die 12 Songs sind zeit- und klischeelose Prog-Songs, Rockstücke, Balladen - allesamt Melodiemonster mit Ohrwurmcharakter. Wobei die Stärken des Albums erstaunlicherweise in den doch eher ruhiger anmutenden Momenten so richtig toll rüberkommen. Dazu gehört Oliver Philipps etwas eigenwilliger Gesang mit zu dem besten was das Genre zu bieten hat - er schafft es problemlos den Tracks mit seinem charismatischem Organ zusätzliche Intensität und Dynamik zu geben. Die für eine deutsche Band hervorragenden, meist melancholische Songtexte fügen sich flüssig in die Melodien ein. Was Everon darüber hinaus mit ihren Instrumenten fabrizieren können, erschließt sich teilweise erst bei genauerem hinhören - aber wer es gleich braucht, hört sich mal das Instrumental "Puppet Show" an! Einzelne Songs hier herauszuheben wäre ein hoffnungsloses Unterfangen; trotzdem ein (subjektiver) Versuch: Die Klasse-Ballade Juliet (mit geilem Schluss), das intensive und zugleich gefühlvolle "Driven" und der Melodiehammer schlechthin - der Titeltrack "Bridge" sind Klassesongs vor dem Herrn. Auch Booklet und eine klare Produktion entsprechen den gehobenen Erwartungen der Fans. Noch eine Anmerkung: "Bridge" war zunächst als Doppel-CD angekündigt, erscheint nun zunächst einmal als Einzel-CD mit der Aussicht, dass auch die bereits eingespielte, recht experimentell ausgefallene zweite Scheibe "Flesh", die mit einer Reihe von Gastmusikern eingespielt wurde, in Kürze ebenfalls als Einzel-CD erscheinen soll (besonders kundenfreundlich ist dies in Zeiten knapper Kassen bei der anvisierten Käuferschicht nicht - und denkt mal an den T-Euro). Für Prog-Freaks ist der Erwerb von "Bridge" Ehrensache, der Otto-Normalmetaller sollte Everon auf jeden Fall mal eine Chance geben (vor allem wenn er sich mit Bands wie Rush, Saga, Marillion, usw. anfreunden kann) - dem unbedeutenden Rest der Musikwelt (ich Grüße mal Britney und Co.) brauchen und wollen die Jungs eh nicht gefallen. So, und ich verschwinde wieder unter meinen Kopfhörer.

Bridge


Cover - Bridge Band:

Everon


Genre: Progressive
Tracks: 12
Länge: 55:58 (CD)
Label: Mascot Records
Vertrieb: Mascot Records