Review:

Obsessions

(Epysode)

Das gut gemeint, zweifelsfrei vorhandenes solides musikalisches Talent, viele hoffnungsvolle Protagonisten und ein mächtige Konzeptstory, die dem ganze Dargebotenen einen ausgewogenen Rahmen zum Austoben böte, noch lange nicht automatisch ein gutes Album hervorbringen beweißt diese aktuelle Scheibe „Obsessions“ von EPYSODE.

Melodischer Progmetal der Marke solcher Referenzvorbilder wie AYREON, STAR ONE, AVANTASIA, (alte) SYMPHONY X oder auch AINA - diese Zielgruppe soll und wird hier zweifelsfrei bedient. Aber dieses Klientel ist auch verwöhnt mit gutklassigem Material. Mastermind & Gitarrist Samuel Arkan (VIRUS IV) hat in dieses Project EPYSODE auch sehr viel Arbeit und Details gesteckt aber so richtig überzeugen kann er mich trotz einem klasse Coverartwork inhaltlich nicht zur Gänze.

Ganz klar auch immer wieder durchzuhören – er hat sich sehr viel bei Meister Arjen Lucassen abgeschaut, an dessen Herangehensweise solche fantasymäßig angehauchte Konzeptstorys in einem ebenfalls typisch spacigen Kontext umzusetzen, ähnlich wie dies in den zahlreichen Mysteryserien, die da aktuell si in der Kiste so laufen, gemacht wird. Die Scheibe startet mit einem typischen etwas verworrenen inhaltlich aber dünnen Intro "File 41807" als stimmungsvolle Einführung viel zu kurz, geschenkt. Dann folgt „Silences of Dawn“ mit einer weiblichen, engelhafter Leadstimme und Pianobegleitung und geht über in das agressivere „First Blood“ mit schweren Riffs und eine männliche Stimme setzt ein, die Grundstimmung ist recht düster der Song ist mir etwas zu verworren, die Wechselgesänge bleiben genauso wenig hängen wie die Melodie, auch das Gitarrensolo rettet den Song nicht mehr aus seiner Schablonenhaftigkeit heraus, da gab es alles schon überzeugender.

An der Gesangsfront hat der umtriebige Belgier die Mädels Liselotte Hegt (DIAL) und Magali Luyten (BEAUTIFUL SIN), Kelly Carpenter (ex-BEYOUND TWILIGHT), Oddleif Stensland (COMMUNIC), Rick Altzi (u.a. AT VANCE, THUNDERSTONE) um sich versammelt - alles fast eher Musiker aus der zweiten Reihe. Dies soll aber nicht auch sofort zweitklassig was die qualität betrifft bedeuten, auch Lucassen hat immer wieder unbekannte Talente ausgegraben. Dies gelingt hier leider nur bedingt, die weiblichen Stimmen überzeugen aber deutlich mehr als die Herren. Wer hier ansonsten genau was singt ist ohne Booklet leider nicht genauer zu sagen.

Der Titelsong ist dagegen recht gut geworden und bietet zumindest in Sachen Refrain ein erstes Ausrufezeichen, dass klingt hier auch vom Songaufbau und den Keyboards wie ein kleiner AYREON-Ableger in Reinkultur. „Invisible Nations“ geht noch deutlicher in dieser Richtung, hier paßt einmal alles zusammen Songaufbau, Stimmungsverlauf und ein mächtig Hookline. Die restliche Band bestehen hier aus (ex-PAIN OF SALVATION) Basser Kristoffer Gildenlöw, Gitarrist Christophe Godin (MORGLBL TRIO), Julien Spreutels (Keys) und Drummer Leo Margarit (PAIN OF SALVATION) die liefern insgesamt einen soliden Job ab. Aber auch diese hochwertige Fraktion kann nicht den etwas wässrigen Eindruck verwischen den „Obsessions“ hinterlässt. Die Pioanoballade "Gemini Syndrom" ist auch so ein Beispiel, der Song ist so schlecht nicht aber er kann einfach nicht, trotz aller Melancholie, die große stimmungsdichte rüberbringen - es fehlt einfach ein entscheidender Tick und die Hammermelodie.

Es gibt auch einige Füller auf der Scheibe, die trotz aller hohen Ansprüche und fetten Gitarrenattacken (hier zeigt sich mit einem etwas variablerem Riffing ein positiver Abgrenzungspunkt zu AYREON) die Musik sowie die Story nicht immer optimal (da zu unspektakulär) transportieren. Die schnelleren Nummern auf „Obsession“ sind sowieso die besseren Tracks ganz klar, die variantenreiche Tastenarbeit kann hier so richtig aufziehen („One Chance“). Dann gegen Ende wird natürlich nochmal die große Gefühlskiste zum großen Finale ausgepackt, sehr viel melodramatisches halt in typischer Lucassen-Manier mit einem Kinderstimmenartigen Chor. Tja die Erwähnung des „riffenden“ Holländers mußte sich Samuel Arkan jetzt noch ein letztes Mal anhören aber wenn man sein offensichtliches Vorbild so prägnant nachahmt, geht das halt nicht anders.

Wie gesagt, diese von Tommy Hansen soundlich optimal produzierte Metaloper, ist sicher kein schlechtes Album und wer auf die genannten Bands oder die Richtung abfährt solle mal reingehört haben. Nur mir ist dass Ganze trotz allem Herzblut der Beteiligten zu wenig eigenständig, zwingend, es klingt beliebig im Sinne des Genres und es fehlen einfach die zwingenden und vor allem packenden Melodien.

Obsessions


Cover - Obsessions Band:

Epysode


Genre: Metal
Tracks: 14
Länge: 64:42 (CD)
Label: AFM Records
Vertrieb: Soulfood Music