Review:

Requiem For The Indifferent

(Epica)

EPICA und ihr Songwriter Mark Jansen feilen auch in 2012 weiter an ihrem Ruf als progressivste und härteste Band im Female Fronted Symphonic Power Metal Bereich (was eine Schublade!). Die „große Schwester“ des tollen 2009er Vorgängerwerkes „Design Your Universe“ (wie EPICA selbst sagt) hört dabei auf den Namen „Requiem For The Indifferent” und bietet zuallerst die gewohnten Trademarks der Holländer: ausgefeiltes Songwriting, symphonisches Format, Wechselgesang, fette Chöre und einen wuchtigen, atmosphärisch dunklen Sound. Aber auch die Veränderungen sind deutlich hörbar – zunehmende Härte (die Gitarren stehen auf Kosten des Orchestralen mehr im Vordergrund) sowie vermehrt vertrackte Passagen und vielschichtige Songstrukturen. Sängerin Simone Simons bleibt nicht ausschließlich beim opernhaften Sopran, sondern lotete ihre Stimmen in tiefen Lagen (gut) und höheren Tönen (etwas gewöhnungsbedürftig) aus. Das Ganze geht aber deutlich auf Kosten der Eingängigkeit. Zwar wächst das Album mit den Durchläufen; wer aber waschechte Ohrwürmer oder potentielle Hits en mas sucht liegt hier falsch. Mit dem von Simons toll eingesungenen, recht typischen EPICA-Song „Storm The Sorrow“ (auch die Single) und der epischen Ballade „Delirium“ sind auch schon mal jene zwei Songs genannt, welche sofort hängen bleiben. Ansonsten setzt man auf komplexe, oft verschachtelte Arrangements, viele Breaks und, von den gewohnt ruhigen Zwischenparts mal abgesehen, auf mehr Tempo und Heaviness. Dies führt dazu, dass man sich die oft überlangen Kompositionen schon etwas erarbeitet muss. Beispielhaft genannt dabei der über 7-minütige Opener „Monopoly On Truth“ (das Intro „Karma“ unterschlagen wir mal), bei den man fast alles bietet was EPICA 2012 ausmacht – und was für den unbedarften Hörer eventuell sogar zuviel sein könnte. Auch das ruhig startende und sich härtemäßig stark steigernde „Deep Water Horizon“ und das abschließende, sehr symphonische und orientalisch angehauchte „Serenade Of Self-Destruction“ (fast 10 Minuten langer, bester Song des Albums) seien mal anempfohlen. „Requiem For The Indifferent” ist ein überaus ambitioniertes Werk, das aber meinens Erachtens, ähnlich wie das letzte SYMPHONY X Album, über die Erwartungen vieler Fans der ersten Stunde hinausschießt. Wer allerdings die Wertigkeit auf Anspruch stellt, dem dürfte „Requiem For The Indifferent” als konsequente Weiterentwicklung des EPICA-Sounds verdammt gut reinlaufen.

Requiem For The Indifferent


Cover - Requiem For The Indifferent Band:

Epica


Genre: Power Metal
Tracks: 13
Länge: 72:52 (CD)
Label: Nuclear Blast
Vertrieb: Warner