Review:

Eunoia

(ENVY)

Das japanische Sextett ENVY gehört zu den Pionieren des Post-Hardcores, einer schrecklichen Genre-Wortschöpfung, die mehr oder weniger alle Bands umfasst, die irgendwann aus den tradierten Mustern der Achtziger und Frühneunziger Jahre ausbrachen. In ihren Anfangstagen gingen die Tokyoter noch heftig und ungestüm vor, um sich über die Jahre eher atmosphärischem Material zu widmen. Der Opener "Imagination and Creation" (nach dem Intro "Piecemeal) nähert sich dabei sehr stark dem Atmospheric Black Metal. Der Vergleich wird der Band vielleicht nicht gefallen, Parallelen zu härteren Stücken von ALCEST und Konsorten sind jedoch auf jeden Fall festzustellen. Auf der anderen Seite begibt man sich mittlerweile auch deutlich in die Nähe von Post-Rockern wie MOGWAI oder ISIS wie das folgende "The Night and  The Void" - gleichzeitig Highlight des Albums - eindrucksvoll unter Beweis stellt. Zerbrechliche Gitarren treffen auf zärtlich gestreichelte Drums und sich steigernden Sprechgesang, um im richtigen Moment intensiv zu explodieren. ENVY spielen meisterlich mit dieser Dynamik und sind dabei, wie so viele Bands aus Fernost, auf einem musikalisch sehr hohen Niveau. Trotzdem hat man nie den Eindruck, dass der emotionale Vortrag zum prätentiösen Selbstzweck verkommt. In erster Linie sind ENVY hervorragende Musiker und Komponisten und sollten mit "Eunoia" auch Musikbegeisterte ansprechen können, die der Band oder gar dem Subgenre bislang nicht viel abgewinnen konnten. 

Hervorzuheben ist auch der glasklare und trotzdem druckvolle Sound, der selbst bei heftigen Passagen wie etwa in "Whiteout" die nötige Transparenz verleiht, um den Hörer nicht zu verlieren. Das sehr geschmackvolle Cover rundet den hervorragenden Eindruck von "Eunoia" ab und verleitet hier zum großformatigen Vinyl zu greifen. Auf CD kommt dies natürlich nur bedingt rüber, zumal man - und das ist der einzig ernsthafte Kritikpunkt - auf ein sehr dünnes Digipak setzt, das erfahrungsgemäß recht schnell Abnutzungserscheinungen zeigen wird. Davon abgesehen ist "Eunoia" jedoch ein absolutes Genre-Highlight, das jeden begeistern sollte, der auf atmosphärische und emotionale Klänge steht.

 

 

Eunoia


Cover - Eunoia Band:

ENVY


Genre: Progressive
Tracks: 8
Länge: 30:11 (CD)
Label: Pelagic Records
Vertrieb: