"Infernal" ist eigentlich nur ein treffender Begriff für die Umstände, die dieses Album zu einer zwiespältigen Angelegenheit machen. EDGE OF SANITY hatten 1997 eine treue Fanbase, die hohe Erwartungen an jede Veröffentlichung der Band stellte. Doch mit "Infernal" wurde viel Vertrauen verspielt – nicht nur unter den Fans, sondern auch in der Fachpresse, die bereits das Ende der einstigen Death-Metal-Veteranen voraussagte.
Das Album ist ein Paradebeispiel dafür, welchen Einfluss interne Spannungen auf die Qualität des Songmaterials haben können. Frontmann Dan Swanö hatte sich innerlich bereits von EDGE OF SANITY verabschiedet und seine kreative Energie in diverse Nebenprojekte gesteckt. "Infernal" ist zwar kein komplett misslungenes Album, doch es ist offensichtlich, dass die Band hier höchstens die Hälfte ihres eigentlichen Potenzials ausschöpft.
Musikalisch wird solider Death Metal geboten, jedoch oft mit unpassenden Prog-Elementen durchsetzt. Dass eine solche Mischung durchaus funktionieren kann, hatte die Band bereits mit "Crimson" eindrucksvoll bewiesen. Das Remaster trägt in meinen Augen wenig zur Aufwertung des Albums bei – die Songs wirken weiterhin konfus und zerrissen, es fehlt schlicht der rote Faden.
Spannender sind hingegen die enthaltenen Demo-Aufnahmen sowie ein Live-Mitschnitt aus Schweden. Hier zeigen EDGE OF SANITY ihre Stärken, und Nostalgiker dürften sich über Songs wie "The Dead" oder "Immortal Souls" freuen. Der rohe, authentische Sound der Live-Aufnahmen fängt die Atmosphäre jener Zeit perfekt ein.
Aber für wen lohnt sich "Infernal"? Neueinsteigern seien zunächst die Klassiker der Band empfohlen. Hardcore-Fans und Komplettisten hingegen können vorsichtig zugreifen – mit der richtigen Erwartungshaltung.
Infernal (Re-Release)

Edge Of Sanity
Genre: Death Metal
Tracks: 25
Länge: 111:0 (CD)
Label: Century Media
Vertrieb: Sony Music