by Markus Mai
Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie will die aktuelle Scheibe „The Second Coming“ von EDEN’S CURSE auch nach zig Durchläufen einfach nicht so recht zünden. Nicht dass der Nachfolger des vielgelobten Debüts von 2007 musikalisch etwa richtig schlecht bzw. inhaltlich zu dünne wäre aber die Mucke gestaltet sich vor allem gegen Ende als etwas zu zäh, der berühmte Funke springt einfach nicht rüber.Die Multikulti-Band um den amerikanischen Sänger Michael Eden präsentiert sich auch „The Second Coming“ handwerklich in allerbestem Zustand und liefert über 13 Songs ein solides Programm in bester Melodic Rock Tradition mit manchmal leichten metallisch-epischen Ausschlägen. Die Produktion lag erneut in den Händen von Dennis Ward (PINK CREAM 69) und ist natürlich bestens ausgesteuert aber einen Tick zu clean oder einfach etwas zu glatt geraten. Dies liegt sicherlich etwas am Songwriting, hier hätte die ein oder andere "eckigere" Idee sowie mehr Mut zum Risiko nicht geschadet. Klar, catchy Refrains und beinahe schon AOR-artige Passagen gibt es zwar ohne Ende, nur man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, vieles schon mal packender gehört zu haben. Genauso originell wie der Albumtitel und das mäßige Cover kommt so mancher der Tracks etwas zu getrimmt und leider innovationslos daher. So haben sich einige nur mittelmäßige Standardnummern zuviel eingeschlichen wie u.a. „Sign Of Your Life“ oder die kitschige Ballade „Man Against The World“. Da helfen dem Zuhörer auch die zahlreichen bekannten Gäste auf diesem Album nicht mehr darüber hinweg, Größen wie Tony Harnell (TNT, STARBREAKER, WESTWORLD), Doogie White (u.a. RAINBOW, YNGWIE MALMSTEEN, CORNERSTONE, sowie Carsten Schulz (EVIDENCE ONE, DOMAIN, MIDNITE CLUB) sind mehrfach bei den oftmals stark betonten Backingchören voll im Einsatz, aber auch hier wäre weniger manchmal mehr gewesen.
Die nach hinten raus anzahlmäßig steigenden und sehr langen Voiceover-Einspielungen des Labels auf dieser Promo nerven zwar, haben aber keinen störenden Einfluss auf die musikalische Wertung. Keyboarder Ferdy Doernberg (u.a ROUGH SILK, AXEL RUDI PELL, ROLAND GRAPOW) ist auf alle Fälle ein Pluspunkt für die Scheibe, der Junge sorgt gekonnt für abwechslungsreiche Sounds mal flächig dann wieder energetische Hammonds und als Intro gibt er eine schöne Walzerspielerei. Auch Mastermind und Sänger Michael Eden gibt alles mit seinem angenehmen Organ. Irgendwo zwischen Claus Lessmann (BONFIRE) und Andrew "Mac" McDermott (ex-THRESHOLD) angesiedelt, besitzt er viel Ausdruck und auch genügend Power. Die Gitarren dürfen sich zwar schon mal solistisch austoben, mit viel Virtuosität - nur einfach nicht besonders originell. Auch das als Albumhighlight angepriesene „Angels & Demons“ mit Pamela Moore (u.a. bekannt als legendäre Sister Mary aus QUEENSRYCHES "Operation: Mindcrime") überzeugt mich gerade wegen der Sängerin nicht, die Stimme ist etwas dünn und passt einfach nicht zu Eden’s Timbre. „Masquerade Ball“ steht für sehr soliden Melodic Rock, kommt ganz solide daher und geht schön ab. Noch besser ist das bassgroovige „Just Like Judas“ geworden, auch „Sail On“ gehört mit seiner Hammerhook zu den stärksten Stücken des Albums. Ansonsten gibt's Mittelmaß in Serie, zwar viele nette Songs und Melodien aber insgesamt doch etwas zu wenig um aus dem Gros des Genres irgendwie besonders herauszuragen. Wer auf solche Kapellen wie DREAMTIDE, PRETTY MAIDS, PINK CREAM 69 oder auch TEN abfährt könnte auf „The Second Coming“ schon was anregendes, wenn auch nichts neues, finden. Man hört sich recht schnell am Sound an EDEN’S CURSE ab - sorry, das ist mir daher etwas zu wenig.
The Second Coming
Band:
Eden's Curse
Genre: Hard Rock
Tracks: 13
Länge: 61:5 (CD)
Label: AFM
Vertrieb: