Review:

Dancing Horses

(Echo & The Bunnymen)

Mensch, ECHO & THE BUNNYMEN gibt es wieder, eine Live-DVD („Dancing Horses“) hat man am Start - wenn auch in etwas anderer Besetzung, aber immerhin. Damals in den 80er Jahren bin ich zunächst mal wegen des ungewöhnlichen Namens auf die Band aufmerksam geworden und habe mir dann aber auch eine Platte zugelegt. Die Jungs kommen aus Liverpool und haben sich 1978 im Umfeld des Postpunk gegründet und waren zu den Hochzeiten des New Wave ebenfalls im Geschäft, wenn auch trotz einiger Singlehits nie der ganz große Durchbruch gelang. Die Band hatte gleichfalls einige melancholische Songs, die mehr Pop als Rock waren, im Programm.
Sänger Ian McCullochs hat eine recht präsente charakteristische Stimme und sein Kompagnon im Songwriting, Will Sergeants, pflegt eine eher atmosphärische, leicht psychedelische Gitarre ohne große Posen oder gar fette Licks. Der coole Name stammt von einem Drumcomputer Namens Echo, den die Jungs zu Beginn ihrer Kariere im Einsatz hatten. Man hatte dann zwar auch gleich einen echten Drummer an Bord, doch der Namen blieb. Wie gesagt, ihr typischer Sound war schon recht speziell, so eine Art Indie meets Pop. Trotz relativ präsenter Keyboards war man nie so technisch tastengeprägt wie etwas JOY DIVISION, so indieartig schludrig bei den Gitarren wie THE SMITHS oder auch so glatt poppig bei den Melodien wie OMD - diese Band verströmte ein eher mystisches ganz eigenes Charisma.


Doch jetzt zur aktuellen DVD „Dancing Horses“. Es handelt sich um einen relativ unspektakulären Mitschnitt aus dem Londoner Shepherds Bush Empire vom November 2005. Der Gig in diesem Theater zeigt die Mannen um Fronter Ian McCulloch recht gut in Form, wenn auch die Aufnahmen relativ düster-dunkel wirken, bei den ersten drei Songs erkennt man kaum die Gesichter sechs Musiker. Aber egal, die vermeintlichen Highlights, größtenteils aus den Anfängen der Formation, wie u.a. „Cutter“, „Killing Moon“, „Ocean Rain“ oder „The Back Of Love“ sind vertreten, das Publikum geht gut mit, wenn auch nicht allzu überschwänglich. Sänger Ian McCulloch mit Sonnenbrille und tausend Kippen rauchend intoniert solide, der Rest der Band strahlt ein typisch britisches Understatement aus, als sei man etwas gelangweilt bei diesem Auftritt, Gefühlausbrüche oder große Bewegungen sind ihnen völlig fremd. Den Schwerpunkt des Materials bilden die ersten vier Alben der Band, die Bildqualität ist o.k., die Schnitte ordentlich, nichts Besonderes - genauso wie die eher spartanische Lightshow. Alles etwas weniger spektakulär, die Musik soll es richten. Trotzdem hat die DVD rein zum Anschauen einige Längen, auch weil doch recht wenig passiert ist, aber als Retrospektive durchaus ganz nett. Seit 2005 haben die Herren wieder einen Deal bei ihrem alten Label unterschrieben und arbeiten an einem Comebackwerk. Da sind wir durchaus gespannt. Die DVD „Dancing Horses“ ist insgesamt durchaus solide wenn auch nicht der ganz große Reißer. Nach irgendwelchen Extras sucht man vergeblich, das Interview mit McCulloch und Sergeant ist leider ohne Untertitel und auch so ziemlich einschläfernd. Für Fans sicher eine lohnenswerte Sache und vor allem nostalgische Zeitreise alle anderen sollten vielleicht eher mal die Originalalben von ECHO & THE BUNNYMEN der Anfangsphase antesten.

Dancing Horses


Cover - Dancing Horses Band:

Echo & The Bunnymen


Genre: Alternative
Tracks: 19
Länge: 135:0 (DVD)
Label: e-m-s
Vertrieb: EMS GmbH