Review:

When The City Is Quiet

(Ebony Ark)

Den lautstark verkündeten Anspruch, nicht wie viele der gängigen Gothic-Kapellen klingen zu wollen, können EBONY ARK auf "When The City Is Quiet" letztlich doch nur zum Teil erfüllen. Zur Abwechslung ist hier zwar mal eine spanische Truppe am Werk (keine Angst es kommt kein Akzent rüber und gelispelt wird auch nicht), ansonsten aber bestätigt bereits das zwar mit einem schmissigem Refrain versehene „If Only“ eher den Eindruck, dass dieses Genre doch relativ ausgelutscht ist, insbesondere was klangliche Innovationen oder Abwechslung angeht. Zur Orientierung kann man diese Schose nur ganz grob in die Richtung AFTER FOREVER einsortieren, es wird versucht eine etwas erdigere Richtung einzuschlagen. Auch teilweise üppiger Keyboardschluntz mit Streichern darf nicht fehlen, aber alles bleibt noch in erträglichen Maßen.

Nachdem 2006 mitten zu den Aufnahmen das alte Label pleite ging, fand sich mit dem Ascendance Label relativ schnell ein Ersatz und so wurde "When The City Is Quiet" im zweiten Anlauf gestartet. Die Scheibe ist Größtenteils (lässt man den Gesang außen vor) durchaus gut hörbar, man kann es sich auch öfters reinziehen, da es nicht zu glattgebügelt klingt. Wenn jetzt nur noch die Sängerin Beatriz Albert ein klein wenig mehr sich ihrer Rockwurzeln besinnen, die hohen Tonlagen komplett, sowie die nervigen Gesangskapriolen mit Tonüberschlägen wie u.a. bei besagtem Opener weglassen würde, dann wäre alles noch viel besser. So würde ich der Platte trotz technisch versiertem Spiel und solidem Songwriting gerade noch in den Notenbereich drei minus einordnen. Songtechnisch sind durchaus ein paar gute Sachen zu finden, aber wie gesagt das Frontfräulein sollte lieber nicht zu angestrengt versuchen nach Ladys des Kalibers EPICA, WITHIN TEMPATIOMN oder alte NIGTHWISH klingen zu wollen, denn dies geht komplett in die Hose. Negativbeispiele hierfür sind „ Endless Road" oder das schlimme Gesäusel bei „Enough Is Enough“. Der Song "True Friendship Never Dies“ ist etwas grenzwertig doch insgesamt noch ganz o.k., genauso wie das solide „Ecstasy“. Auch die beiden Balladen sind nicht so der Reißer, da fehlt es an Durchschlagskraft sowie hängenbleibenden Refrains. Die Band ist dann stark, wenn die Tracks schnell vorgetragen, mit gelungenen Breaks, nicht zu schmachtvoll-kitschig daher kommen und die Betonung eher straight auf den Punkt kommend liegt. Da spürt man schon die Kraft und Energie die dieser Sechser verbreiten kann, nur dies ist zu selten der Fall. Die Madrilenen sind mit ihrem sehr melodisch betonten Gothic Metal daher noch nicht ganz Reif für die Championsleague wie ihre Fußballnachbarn. Doublebass sowie leicht vertrackte Riffs könnten auch Freunden der etwas härteren Klänge wie z.B. dies AFTER FOERVER bestens praktizieren gefallen. Die Tastenteppiche sind zwar relativ präsent aber nicht zu kitschig aufgetragen, meist songdienlich und schaffen auch gelungene Atmosphäre. Zwischendurch gibt es aber auch einige Füller bzw. inhaltlich sehr flache Passagen („Sincerely“ oder „Out In The Cold“) mit zuviel Lala-Zeugs, dann geht es leider in Richtung Gothic vom Heimwerkermarkt (also die OBI-Schiene).
Nur ganz zum Schluss hauen EBONY ARK den absoluten Übersong des Albums in ihrer Muttersprache aus den Boxen: „A Merced De La Lluvia“ ist eine coole Mischung aus MÄGO DE OZ meets HEREOS DE SILENCIO. Der Track hat wahrlich Hitpotential und ist ein reinrassiger Gothicknaller mit allem was dazu gehört. So bleibt abschließend festzuhalten: Mit den genannten Einschränkungen ist der hier zelebrierte Gothic Metal zwar durchaus gut konsumierbar mit passablem Songwriting, aber die ganz großen neuen Ideen fehlen. Das können viele Bands genauso gut. Bei der großen Konkurrenz dürfte es schwierig werden, mehr als ein anerkennendes Kritikernicken bezüglich des musikalischen Könnens einzustreichen. Die Band sollte sich daher besser darauf konzentrieren aus dem inflationären Einheitsbrei an Ballkleid-tragenden-Goldkehlchen-Bombast meets wahlweise fette Gitarren und/oder Bösebuben-Growls auszubrechen und sich stilistisch viel stärker abzuheben - dies wird auf diesem Album leider nur in bescheidenen Ansätzen erreicht.

When The City Is Quiet


Cover - When The City Is Quiet Band:

Ebony Ark


Genre: Gothic
Tracks: 13
Länge: 56:45 (CD)
Label: Ascendance Records
Vertrieb: Soulfood Music